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Dokumentaristin des eigenen Lebens. Ingrid Bergman hinterließ viel selbst gedrehtes Material.

© Arte

Erstmals im Free-TV: Arte zeigt Ingrid-Bergman-Doku

Der zweistündige Dokumentarfilm "Ich bin Ingrid Bergman" hatte seine Weltpremiere in Cannes. Nun ist der Film über die schwedische Schauspielerin auf Arte zu sehen.

„April 1928. Gott, mein Gott. Papa! Lieber Gott, du schaffst doch alles. Mach Papa gesund.“ Zwölf Jahre ist Ingrid Bergman, als sie in Stockholm diese Zeilen in ihr Tagebuch schreibt. Ingrids Vater, der schwedische Fotograf und Geschäftsbesitzer Justus Bergman, ist an Krebs erkrankt.

Einige Jahre zuvor starb Ingrids Mutter, die in Hamburg geborene Deutsche Friedel Adler. Da war Ingrid gerade drei. Im Juli 1926 stirbt Justus Bergman. Seine Tochter Ingrid ist nun Vollwaise. Allein und entwurzelt bei Verwandten, bei Tanten und Onkels in Stockholm und in Hamburg. Ein Lebensgefühl stellt sich ein.

Mit der Tagebucheintragung des zwölfjährigen Mädchens, das beide Eltern verliert, beginnt der neue zweistündige (Kino-)Dokumentarfilm „Ingrid Bergman in Her Own Words“, der den deutschen Titel „Ich bin Ingrid Bergman“ trägt; Weltpremiere war bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes. Der Stockholmer Filmautor Stig Björkman zeichnet auf Initiative von Ingrid Bergmans Tochter Isabella Rossellini das bewegte und bewegende Leben der Schauspielerin nach, die zu einem der großen weiblichen Stars des Weltkinos wurde. Die Dokumentation hat keinerlei Off-Kommentar, es kommen einzig ihre vier Kinder und Kolleginnen wie Liv Ullmann zu Wort – vor allem aber Ingrid Bergman selbst, in Fernseh- und Radio-Interviews, quer durch die Jahrzehnte.

In der deutschen Fassung ist es Nina Hoss, die das Tagebuch und Briefe Ingrid Bergmans einspricht, welche den bislang unveröffentlichten, von Bergman selbst gedrehten, leuchtend farbenfrohen Super-8-Home-Movies unterlegt sind. Und Hoss verleiht ihrer Stimme dabei ein so weiches, so warmes Timbre, dass davon, zusammen mit den langsamen Pianostücken von Michael Nyman, berührende, beinahe sanfte Momente ausgehen.

Vor dem Zweiten Weltkrieg dreht Bergman zehn Filme in Schweden; in den USA nimmt Hollywood-Mogul David O. Selznick sie unter Vertrag und dreht mit ihr Filme wie „Intermezzo“, „Casablanca“. Der Master of Suspense, Alfred Hitchcock, wird sie gleich in drei seiner Filme besetzen: „Berüchtigt“, „Spellbound“ und „Under Capricorn“. Ihre Affäre mit Roberto Rossellini wird 1949 zum „Skandal des Jahrhunderts“, da beide noch anderweitig verheiratet sind, Kinder haben. Sie heiraten, drehen sechs Filme, darunter „Stromboli“. „Herbstsonate“ dann, unter der Regie ihres Landsmannes Ingmar Bergman, soll 1978 ihre letzte Kinoarbeit werden. Da ist der Brustkrebs zurück.

Durch dieses ausgefüllte und von Arbeit angetriebene Leben ziehen sich neben Charme, Humor und großer Courage zugleich Scheu und Selbstgewissheit. Einmal, gegen Ende ihres Lebens, es ist im Herbst 1980, da sitzt sie in Merv Griffins US-Talkshow und sagt dem vollkommen perplexen Talkmaster: „Ich will keine Wurzeln. Weil ich frei sein will.“

Ingrid Bergman stirbt am 29. August 1982. Es ist ihr 67. Geburtstag, der zugleich ihr Todestag ist. Thilo Wydra

„Ich bin Ingrid Bergman“, Arte, Sonntag, 21 Uhr 45

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