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Medien: „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir“

Der Comedian Bastian Pastewka spielt jetzt „Pastewka“ – und nimmt schon mal alle Schuld auf sich

Pastewka spielt „Pastewka“. Heißt das nun, dass Sie endlich da angekommen sind, wo wir alle hinwollen: bei sich selbst?

Einen Großteil meines humorigen Schaffens schöpfe ich aus meinem Leben. Aber mit dem Leben habe ich Schwierigkeiten wie alle anderen auch. Neulich musste ich den Hausmeister bemühen, um eine Birne im Flur auszuwechseln. Dann gab es Probleme mit meinem Fernseher, und ich habe ihn gebeten, mir zu helfen. Nachdem das Fernsehbild jedoch nicht sofort wieder in altem Glanz erstrahlen und ich selber an den Kabeln rumfummeln wollte, sagte er zu mir: „Herr Pastewka, wir sind jetzt an dem neuralgischen Punkt angekommen, wo Sie mir nicht mehr zuhören und ich nicht mehr weiter weiß.“ Ein Satz, der mir sehr gut gefällt, und er ist auf ewig gespeichert und taucht leicht variiert in meiner Serie auf.

Wie haben Sie es geschafft, ganz allein zu diesem Interview zu kommen?

Ich habe mich fahren lassen.

Sie leben also davon, dass Sie nichts können.

Nein. Ich lebe gut damit, dass ich ein bisschen was kann, und darin gehe ich 100 Prozent auf.

Was können Sie?

Ich habe Spaß daran, mich in verschiedenen Rollen zu bewegen, ich schreibe gerne Drehbücher und drehe gerne Filme. Das Schöne bei Filmarbeiten ist, dass früh am Morgen ein Fax kommt, auf dem ganz genau steht, was ich an dem Tag zu tun habe. Das ist sehr, sehr angenehm.

Und das genügt Ihnen?

Man könnte natürlich auch durch den Charlottenburger Schlosspark laufen. Aber ist das etwas, was einen richtig fordert?

Es kann einen fordern.

Sie haben Recht: Es kann mich fordern. Ganz besonders dann, wenn im Schlosspark ein Mann auf mich zukommt und zu mir sagt: „Sie machen die Zauberei kaputt.“ Und das nur, weil es auf Sat 1 mal eine Sendung gab, die „Aus der Zauber!“ hieß und in der ein paar Tricks verraten wurden.

Was haben Sie geantwortet?

Dass ich in diesem Fall ausnahmsweise nichts dafür könne ...

Da machen Sie sich lieber gleich selbst zum Affen.

Komik entsteht aus Verlangen, vielleicht aus Traurigkeit, und ich behaupte: auch aus Schmerz. Der Mensch, der oft verletzt wurde, muss lernen, sich an den eigenen Haaren aus dem Dreck zu ziehen. Dass dies nicht einfach ist, ist klar. Aber es kann, ich betone: kann sehr komisch sein, diesem Menschen dabei zuzusehen.

Zeigen Sie in Ihrer Serie diese Schmerzen?

Tut es nicht weh zu sehen, wie sich Bastian Pastewka in der ersten Folge auf einer Veranstaltung für Zahnärzte blamiert? Und zwar weil er glaubt, sie wären ein leicht zu unterhaltendes Publikum.

Aber er hat eine wunderbare Freundin, die zu ihm hält.

Und die mit ihm zusammenziehen will.

Das ist doch schön.

Aber nicht für Bastian Pastewka.

Sie sind doch auch gerade frisch verliebt. Geht es Ihnen wie diesem anderen Pastewka?

Na klar. Zwischen zwei gebundenen Menschen gibt es stets kleine Grabenkämpfe. Mein „Pastewka“ tut alles, um nicht zusammenziehen zu müssen. Allein darin liegt genug Komikpotenzial für unsere ersten acht Folgen, aber nicht, weil er seine Anne nicht liebt, sondern er sich bei der Wohnungssuche ausgeschlossen fühlt. Er will Liebe nach seinen Regeln. Das war früher auch in meinem echten Leben so, inzwischen führe ich eine Beziehung ohne Macht. Meistens.

Das wirkliche Leben zieht sich durch Ihre Serie wie ein Schatten.

Ja. Meine Freundin und ich denken stark darüber nach, zusammenzuziehen.

Sie kannten auch vorher Frauen. Was haben Sie aus diesen Verhältnissen gelernt?

Nichts. Weil Liebe viel zu toll ist, um sie zu studieren. Davon sollte man sich ganz frei machen. Ich glaube an Würde und Sorge um den Nächsten. Das ist die Basis meiner Liebe, die ich zu geben versuche. Und das gelingt mir so toll, dass die Frauen schon fast vergessen, dass ich aussehe wie George Clooney.

Gibt es ein Killerargument für Beziehungen?

Ja, den Satz: „Es liegt an mir, nicht an dir.“ Alle Fehler auf sich zu nehmen, das ist wasserdicht. Ich wäre sehr gerne der Erfinder dieses Satzes.

Der doppelte Bastian Pastewka: Sie spielen sich selbst – und dann sind Sie es auch wirklich.

Aber nur, um die komischen Momente in ungeahnte Höhen treiben zu können.

Es sieht alles ganz einfach aus, was Sie da machen.

Das soll es auch. Wir sind irgendetwas zwischen Nicht-mehr-Doku und Noch-nicht-Sitcom. Ich möchte, dass der Zuschauer glaubt, er ist mittendrin im Geschehen: Das ist er also, dieser Pastewka. Es hätte doch keinen Sinn gemacht, wenn ich einen Bankangestellten oder einen Beamten gespielt hätte. Diese Figuren hätten meine komischen Attitüden nur geborgt bekommen. Da spiele ich doch lieber gleich mich selbst.

Wollen Sie gefallen?

Wenn die Sachen, die ich mache, gut ankommen, dann freut mich das. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich jedem gefallen will. Eher nicht. Ich will auch kein Idol sein. Komiker können nie Idole sein.

Ihr Humor ist nicht brachial. Sie gehen eher gemütlich zu Werke.

Gemütlich, ja, damit kann ich gut leben. Ich glaube nämlich, dass Humor nicht aggressiv sein muss. Und deshalb glaube ich, dass unsere Serie den Leuten gefallen wird. Der tragische Alltag, gesehen durch die Brille von Bastian Pastewka. Und ich bin so erfrischend egoman, dass ich die Leute nur bitte, mit mir durch diese Brille zu gucken. Ich kann verstehen, wenn einige da nicht mitsehen wollen. Dann aber würde ihnen eine durchaus originelle Selbstbeweihräucherung entgehen.

Sie verstehen alles und jeden.

Was bleibt mir? Alles andere wäre doch Größenwahn.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber

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