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Frank Plasberg.

© dpa

Fernsehkritik: Es führt ein Gespräch nach Nirgendwo

Bei Frank Plasbergs Politiktalk "Hart aber fair" rotierte die Diskussion um das Projekt Stuttgart 21, ohne irgendwo zu landen. Hart waren vor allem die Fronten und die Sturheit, mit der am Thema "Wie viel Aufstand verträgt die Demokratie?" vorbeigeredet wurde.

So richtig festlegen wollte sich Cem Özdemir dann nicht. "Wir tun alles, damit der Bahnhof gestoppt wird", hatte der Bundesvorsitzende der Grünen gerade gesagt und damit für unerwartete Aufregung auf dem Podium gesorgt. Sollte hier nach einer Stunde fruchtlosen Meinungs-Ping-Pongs doch noch eine echte Nachricht produziert werden? Als seine Mitdiskutanten jedoch nachhakten, ob das bedeute, die Grünen würden das Projekt Stuttgart 21 definitiv beerdigen, sollten sie im März den baden-württembergischen Ministerpräsidenten stellen, flüchtete sich Özdemir ins Ungefähre.

Es blieb der einzige spannende Moment, den Frank Plasbergs Politiktalk "Hart aber fair" am Mittwoch zu bieten hatte und die einzige Unterbrechung in der ermüdenden Partie, die danach wieder anhob. Aufschlag Grün: "Baustopp!" CDU: "Nein." Grün: "Baustopp!",, FDP: "Jahrhundertbauwerk!". Hart, das waren am Mittwochabend vor allem die Fronten und die Sturheit, mit der am Thema vorbeigeredet wurde.

Statt der Zukunft der Schwäbsche Eisebahne sollte eigentlich folgendes Thema geklärt werden: "Wie viel Aufstand verträgt die Demokratie?" Nur schienen sich für diese Frage weder Özdemir, noch Tanja Gönner, die Umwelt- und Verkehrsministerin von Baden-Württembergs CDU, noch Patrick Döring, der verkehrspolitische Sprecher der FDP, sonderlich zu interessieren. Der Schauspieler Hannes Jaenicke, der sich sichtlich selbstverliebt im Scheinwerferlicht aalte, wollte lieber über Atommüll-Endlagerung, Tierschutz und die Verkommenheit des politischen System an sich reden.

Was fehlte, war eine Moderator, der durchgreift. Doch dazu war Plasberg, der gewaltig unkonzentriert wirkte, sich mehrfach verhaspelte und schließlich zur allgemeinen Erheiterung Frau Gönner als "Frau Döring" anredete, nicht willens oder in der Lage. So ließ er gewähren, und so erörterte die Runde statt Widerstand lieber das Wärmegesetz.

Nach 75 Minuten blieb es bei dem Fazit, dass der Journalist und Ex-Stoiber-Berater Michael Spreng, der sich in der Sendung für die direkte Demokratie stark machte, schon nach 20 Minuten gezogen hatte: Was wir hier erlebten, sei nicht Austausch, sondern die Fortsetzung des Machtkampfs in Baden-Württemberg. Applaus bekam er für seine deutlichen Worte nicht. Verdient hätte er ihn gehabt.

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