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Serien

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Fernsehserien: Heile Welt, geile Welt

Hausfrauen, Ärzte, Familie: Der große US-Serien-Mittwoch von Pro 7 zeigt den alltäglichen Wahnsinn hautnah und trifft damit den Nerv der Zeit.

Während die gute alte deutsche „Lindenstraße“ jedes Globalproblem in vier Wände presst, bekommen die „Desperate Housewives“ vom Jenseits der Wisteria Lane gar nichts mit. Ihre Vorstellung vom Glück passt zwischen vier Hausnummern. Das zwingt die Serienmacher, die Probleme „bigger than normal life“ zu radikalisieren. Die „Housewives“ sind Beziehungsmonster. Susan gibt Ian nach, Gabrielle lässt einen angehenden Bürgermeister auf den Knien rutschen, Bree lebt weiterhin mit einem oder keinem Mörder unter einem Dach. Lynette führt ihren Mann an der kurzen, selten an der langen Leine. Das sind alles Spiralbewegungen, nach oben, nach unten. Keine Hausfrau kommt vom Fleck, jede wird nur älter. Das allein zeigt schon, welch mutiges Fernsehen die Serie ist. Die inneren Werte der Wisteria Lane machen das Vergnügen aus, aber – Karl Kraus eingedenk – müssen wir festhalten, dass auch die Dessous wichtig sind. Stimmt der Eindruck, dass die „Housewives“ in Staffel drei schwächeln, der subtile und dann bösartig scharfkantige Dialogwitz an Umdrehungen verloren hat? Sollten wir uns irren (hoffentlich!), dann geißeln wir uns mit zehn Folgen „Lindenstraße“. Mehr Strafe geht nicht. jbh

Gut beieinander sind im Seattle Grace Hospital selbst die Ärzte nicht. „Du brauchst so viel Sex, dass die Vagina deiner Freundin kaputt ist“, tadelt Izzy ihren Kollegen George. Und hat sogleich einen Behandlungsplan parat: Lieber solle er den Tod des Vaters anständig betrauern anstatt der Vagina seiner Freundin so zuzusetzen; Sex sei schließlich Verleugnung. In der Fortsetzung der dritten Staffel von „Grey’s Anatomy“ geht es also weiter wie gewohnt. Die Protagonisten haben Sex und reden darüber; und wenn sie zwischendurch mal in den OP müssen, begleitet sie safari-eskes Getrommel. Ein wenig geläutert sind die fünf Ärzte aber doch. Neben einer kaputten Vagina gibt es am Ende zwei Heiratsanträge. rik

Die Heimkehr der erwachsenenen Protagonistin zum Fest in den Schoß der Familie, der plötzliche Tod des Patriarchen, der Geheimnisse mit ins Grab nimmt, Geschwister, die sich mit Narben durchs Leben schlagen – Fans US-amerikanischer Serienware dürfte der Beginn von „Brothers & Sisters“ bekannt vorkommen. So ähnlich fing auch die Bestatterserie „Six Feet Under“ an. An „Ally McBeal“ erinnert Calista Flockhart, aber mit der liebeskranken Anwältin hat Flockharts konservative Politjournalistin Kitty – außer dürrem Körper – nicht viel gemein. Familiäre Katastrophen um fünf Geschwister, hochklassiger Cast (Sally Field, Rachel Griffiths), große und kleine Welt (Kittys Bruder ist nach Afghanistaneinsatz drogensüchtig ), ein Quotenhit in den USA. Wieso treffen dort Autoren stets den Nerv der Zeit? meh

„Desperate Housewives“, 20 Uhr 15, „Grey’s Anatomy“, 21 Uhr 15, „Brothers & Sisters“, 22 Uhr 15, Pro7

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