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Sprünge über Schluchten: Szene aus "Enslaved".

© Namco Bandai

Neue Games: Rennen, klettern, springen

Sportlich geht es in den Games zu, die wir diese Woche vorstellen. In "Enslaved" hangelt sich ein ungleiches Duo durch Ruinen. "Sonic 4" ist ein Wiedersehen mit dem schnellsten Igel der Welt. Und "NBA 2K11" lässt Basketball-Fans in die Fußstapfen von "Air" Jordan treten.

Enslaved: Odyssey to the West

Einigen Kinofans wird der Name Alex Garland ein Begriff sein. Garlands Debütroman "The Beach" wurde von Danny Boyle verfilmt, und auch zu den Boyle-Filmen "28 Days Later" und "Sunshine" steuerte er das Drehbuch bei. Dass er auch Videospielfiguren eindrucksvoll zum Leben erwecken kann, beweist der Brite mit seinem Skript zum Action-Abenteuer "Enslaved: Odyssey to the West".

Als lockere Vorlage dient Garland dabei der klassische chinesische Roman "Die Reise nach Westen", dessen Handlung er in ein Science-Fiction-Szenario ummünzt: Die Welt ist durch Kriege zerstört, die wenigen Überlebenden sind auf der ständigen Flucht vor Kampfrobotern. Als ein Sklavenschiff in den Ruinen von New York abstürzt, können sich nur der Kämpfer Monkey und die Hackerin Trip retten. Mit einem unprogrammierten Stirnband macht Trip den muskelbepackten Monkey zu ihrem ferngesteuerten Sklaven – er soll ihr helfen, den Weg in das Dorf ihrer Eltern zu finden. Zusammen bahnen sie sich einen Weg durch dschungelüberwucherte, mit Fallen und Gegner gespickte Häuserschluchten. Aus der Zwangsgemeinschaft von Trip und Monkey wird nach und nach eine enge Freundschaft.

Personifizierte Vorsicht: die Hackerin Trip.

© Namco Bandai

Mit erfreulich klischeearmen Dialogen gelingt es Alex Garland, die schrittweise Annäherung der beiden Protagonisten zu vermitteln. Zur stimmigen Charakterisierung des Heldenduos trägt auch die hervorragende Arbeit des Capture-Studios "Imaginarium" bei, das Mimik und Gestik der Schauspieler Andy "Gollum" Serkis (Monkey) und Lindsey Shaw (Trip) bis ins feinste Detail transportiert.

Spielerisch zeigt sich "Enslaved" abwechslungsreich, wenn auch nicht sonderlich originell: Der Spieler steuert Monkey, wie er mit Kampfkraft und Kletterei den Weg für Trip freiräumt. Die Hackerin wiederum unterstützt ihn, indem sie Türen öffnet, Feinde ablenkt und mit einer mechanischen Libelle das Gelände erkundet. Monkeys Kämpfe mit den Mechs sind brachial in Szene gesetzt, führen aber ohne strategisches Vorgehen kaum zum Erfolg. Bei den Kletterpartien in schwindelerregender Höhe geht es darum, teils unter Zeitdruck den richtigen Weg zu finden – abstürzen kann Monkey allerdings nicht. Einige Probleme hat "Enslaved" mit der Kameraführung: In hektischen Szenen sorgen schnelle Schwenks für Orientierungslosigkeit – das machen andere Genre-Vertreter wie "Uncharted 2" oder "Prince of Persia" besser. Auch das eine oder andere Rätsel hätte man sich anspruchsvoller gewünscht.

Trotz dieser Schwächen bietet "Enslaved" über weite Strecken sehr gute Unterhaltung. Neben den glaubwürdigen Charakteren ist es vor allem die Spielwelt selbst, die begeistert: Das menschenleere New York – einer von mehreren Schauplätzen – ist kein strahlenverseuchtes Trümmerfeld, sondern ein Ort, den die Natur sich zurückerobert hat: Blumen sprießen aus dem zerfurchten Asphalt, Wasserfälle plätschern aus Hochhausruinen, im Sonnenlicht tummeln sich Vögel und Rehe. Schon viele Games haben die Endzeit beschworen – selten sah sie schöner aus als in "Enslaved".

"Enslaved: Odyssey to the West" von Namco Bandai. Für PS3 und Xbox 360 (je 60 Euro). USK: ab 16 Jahren.

"NBA 2K11" bietet packende Duelle.

© Take 2 Interactive

NBA 2K11

Jährliche Ausgaben von Sportspielen haben nicht den besten Ruf. Da wird ein bisschen an der Spielmechanik geschraubt, eine leicht verbesserte Grafik eingebaut und und dann der volle Preis verlangt. Nicht jeder Gamer macht diesen Zirkus mit, sondern wartet vielleicht lieber, bis die aktuelle Version günstiger wird – und spielt so lange mit der Vorjahresversion weiter. Auch die Basketball-Simulation "NBA 2K11" unterscheidet sich nicht grundlegend von ihrem Vorgänger, bringt aber eine Reihe beeindruckender Verbesserungen, die einen Kauf sehr wohl rechtfertigen.

Im Mittelpunkt von "NBA 2K11" steht die Karriere von Michael "Air" Jordan. Im Spielmodus "Jordan-Herausforderung" spielt man zehn denkwürdige Partien aus der Laufbahn des weltbesten Basketballers nach. Die Matches sind mit bestimmten Aufgaben verknüpft. Zum Beispiel gilt es die 69 Punkte zu erreichen, die Jordan 1990 beim Spiel seiner Chicago Bulls gegen die Cleveland Cavaliers erzielte. Die Partien sind nicht nur spannend, sie werden auch spektakulär inszeniert. So wirken die Zuschauer auf den Rängen keineswegs als amorphe Masse, sondern gestikulieren und jubeln wild durcheinander.

Auf dem Feld herrscht ein ähnliches Bild: Jeder Spieler besitzt unverkennbare Bewegungen und Tricks, die sogenannten "signature moves": LeBron James präsentiert seinen Fadeaway Jumper, Dwyane Wade seinen Crossover. Die gelungensten Aktionen jeder Partie fasst "NBA 2K11" in spektakulären Videosequenzen zusammen. Da stört es kaum, dass vereinzelte Animationen etwas hölzern wirken. Die meisten Spielergesichter sind gut getroffen, nur der gute Kobe Bryant hat definitiv etwas von einem Außerirdischen.

Neben der hervorragenden Präsentation ist es vor allem die ungeheure Spieltiefe, die "NBA 2K11" auszeichnet. Jeder Wurf, jeder Block und jeder Laufweg lässt sich individuell steuern – vorausgesetzt, man beherrscht die entsprechenden Tastenkombinationen. Anfänger müssen eine ganze Weile trainieren, ehe sie eine gewisse Routine haben und Feinheiten wie die "IsoMotion-Dribbling-Steuerung" angehen können. Keineswegs zu spaßen ist mit den Computergegnern: Jeden ungenauen Pass fangen sie gnadenlos ab und haben auch im Angriff eine hohe Chancenausbeute – weniger wäre hier mehr gewesen. "NBA 2K11" unterstützt auch Sonys neue Bewegungssteuerung "Move": Allerdings ist die zweihändige Bedienung von Motion Controller (Würfe, Pässe) und Standard-Controller (Spielersteuerung) alles andere als intuitiv.

"NBA 2K11" von Take 2 Interactive. Für PS3 und Xbox 360 (je 60 Euro), PS2 (20 Euro), Wii, PSP und PC (je 30 Euro). USK: keine Altersbeschränkung.

Schneller Igel: Sonic the Hedgehog.

© Sega

Sonic The Hedgehog 4 Episode I

Der blaue Igel rast wieder! Nach Jahren mäßig erfolgreicher 3D-Umsetzungen kehrt die Kultfigur zu ihren zweidimensionalen Wurzeln zurück. Das Spielprinzip ist denkbar einfach: Mit Schallgeschwindigkeit zischt das Stacheltier durch reichlich verschachtelte Level und sammelt dabei Ringe und Diamanten, um am Ende den bösen Dr. Robotnik herauszufordern. Wer dabei erfolgreich sein will, braucht erstklassige Reflexe, Entdeckergeist und ein gutes Erinnerungsvermögen, um in den riesigen 2D-Welten unter Zeitdruck nicht den Überblick zu verlieren. Hin und wieder muss Sonic den Sprung ins Ungewisse wagen, um entlegene Abschnitte zu erkunden. Zum Glück verteilt das Spiel zahlreiche Extraleben, die so manchen fatalen Sturz kompensieren.

Beim Level-Design orientiert sich Entwickler Sega stark am "Ur-Sonic", der Anfang der neunziger Jahre erschien. Der Abschnitt "Splash Hill" ist mit seinen Palmen und Karobergen unschwer als die klassische "Green Hill Zone" wiederzuerkennen. Dennoch hat sich Sega mit frischen Spielelementen Mühe gegeben, etwa mit einer Lorenfahrt à la Indiana Jones oder einem Fabrik-Level mit riesigen Zahnrädern. Auf PS3 und Xbox 360 kommenden die knalligen Farben besonders gut zur Geltung, "Sonic 4" spielt sich auf beiden Konsolen sehr flüssig. Weniger berauschend ist das Erlebnis auf iPhone und iPod: Die Grafik ruckelt gelegentlich, es gibt keine Online-Ranglisten, die Steuerung per Touchscreen erweist sich als unpräzise. Als Häppchen-Download ist "Episode 1" mit zwei bis vier Stunden Spielzeit erwartungsgemäß kurz. Episode 2 des Spiels soll im ersten Quartal 2011 erscheinen.

"Sonic The Hedgehog 4 Episode I" von Sega. Für PS3 (14 Euro), Xbox 360 (13 Euro), Wii (15 Euro), iPhone (8 Euro). USK: ab 6 Jahren.

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