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Szene aus "Okami HD".

© Capcom

Spieltest: Verzaubertes Land

Sind Computerspiele Kunst, auf einer Stufe mit Malerei oder Literatur? Um diese Frage wird nach wie vor eifrig gestritten. "Okami" liefert den Befürwortern gute Argumente – besonders in der grafisch verbesserten Neufassung, die jetzt für Konsole erschienen ist.

Roger Ebert hat sich bei Spielefans nicht sonderlich beliebt gemacht. Jahrelang behauptete der bekannteste Filmkritiker der USA, Videospiele könnten niemals Kunst sein, niemals mit Kino, Literatur oder Malerei gleichziehen. Zwar gebe es elegante, anspruchsvolle und visuell überwältigende Games. Die Natur des Mediums verhindere aber, dass "es vom Handwerk in den Rang der Kunst" aufsteige.

Mittlerweile hat Ebert seine Position relativiert. Es sei ein Fehler gewesen, aus rein theoretischer Warte zu argumentieren, räumte er ein. Genau das hatten Spielefans ihm schon lange vorgeworfen: Ebert verfüge einfach nicht über die Spielpraxis, um das Medium gebührend zu würdigen. Tatsächlich gibt es mittlerweile zahlreiche Belege für dessen enorme künstlerische Kraft: Man denke nur an Spiele wie "Journey", "Limbo" oder "Shadow of the Colossus". Auch "Okami" ist ein digitales Kunstwerk: Mit seiner grafischen Abstraktion erschafft es einen Raum, in dem sich die Fantasie entfalten kann.

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Das Originalspiel erschien bereits 2006 für die Playstation 2, zwei Jahre später folgte dann die Fassung für Nintendos Wii-Konsole. Mit "Okami HD" feiert das Spiel jetzt seine Premiere auf der Playstation 3: Mit hochauflösender Grafik, aber inhaltlich unverändert. Die Handlung ist stark von der japanischen Mythologie beeinflusst: vom animistischen Glauben, dass allen Ausprägungen der Natur Geister und Gottheiten innewohnen. Im Vorspann erzählt "Okami" die Geschichte eines heiligen weißen Wolfes, der den achtköpfigen Drachen Orochi besiegt. Eines Tages wird der Jahrhunderte alte Bann jedoch gebrochen, und der aufgewachte Drache überzieht das ganze Land mit Unheil: Düsternis verdrängt die Sonne, Pflanzen verdorren und Menschen werden zu Stein. Da tritt plötzlich ein neuer weißer Wolf (jap.: "Okami") auf den Plan, um Orochi zu bekämpfen: In dem Tier steckt die Sonnengöttin Amaterasu, die mit ihrem Kampf das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen will.

Szene aus "Okami HD".

© Capcom

"Okami" ist in weiten Teilen ein klassisches Action-Rollenspiel: Man kämpft gegen Monster, sammelt Schätze und steigert die Fähigkeiten der Spielfigur. Die Parallelen zu "The Legend of Zelda" sind unverkennbar - gleichwohl hat "Okami" ganz eigene Qualitäten. Da wäre zum einen die originelle Spielmechanik: Per Pinselstrich lässt sich die Umgebung zu Gunsten des weißen Wolfes verändern. Drückt man die R1-Taste auf dem Controller, dann verwandelt sich der Bildschirm in eine zweidimensionale Zeichnung: Mit Tuschestrichen kann man nun Felsen zertrümmern, Früchte von hohen Bäumen pflücken oder eine Sonne an den Himmel malen, die alle Dunkelheit vertreibt. Nach und nach lernt der Spieler dreizehn Lektionen der Maltechnik, die auch in Kämpfen gegen Monster helfen. Wer will, kann einen Move-Controller benutzen - besonders präzise ist die Steuerung damit allerdings nicht.

"Okami" motiviert immer wieder aufs Neue, nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen. Mindestens ebenso spektakulär wie die Maltechnik ist die Spielumgebung selbst: Alles lebt und rauscht und leuchtet, so dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Definitiv ein Kunstwerk.

"Okami HD" für Playstation 3. Preis: 20 Euro. Download über das Playstation Network. USK-Alterseinstufung: ab 12 Jahren. Versionen des Spiels ohne HD-Auflösung gibt es für Playstation 2 und Nintendo Wii.

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