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Medien: Geist, Gangster, Greis

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Für viele ist die Begegnung mit Arno Schmidt eine Art Erweckungserlebnis gewesen. Da war dieses betörende Feuerwerk aus Assonanzen und Assoziationen, der Sarkasmus scharf wie ein Rasiermesser, die großen Emotionen, die Schmidt scheinbar lässig herbeischrieb.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät,

was Sie nicht verpassen sollten

Für viele ist die Begegnung mit Arno Schmidt eine Art Erweckungserlebnis gewesen. Da war dieses betörende Feuerwerk aus Assonanzen und Assoziationen, der Sarkasmus scharf wie ein Rasiermesser, die großen Emotionen, die Schmidt scheinbar lässig herbeischrieb. Heute ist der Autor ein weitgehend toter Mann. Umso schöner, wenn einer seiner Texte als Hörspiel wieder aufersteht. Vor fast fünfzig Jahren hat Schmidt den kleinen Roman „Die Gelehrtenrepublik“ geschrieben. Eine Satire auf den Kalten Krieg, als der noch richtig heiß war.

Europa ist durch Atomwaffen zerstört, jetzt besucht ein amerikanischer Journalist die Gelehrtenrepublik IRAS, ein letztes Ghetto für europäische Künstler und andere Geistmenschen. Zur einen Hälfte wird IRAS von den Amerikanern, zur anderen Hälfte von den Russen verwaltet. Das ideologische Existenzprinzip beider Seiten ist auf die Höhen einer paradoxen Komik getrieben: hier der freie Geist mit all seiner Kränklichkeit und Zweifelsucht, dort monotone Gedankenarbeit im kollektiven Stechschritt (Deutschlandfunk, 13. September, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Als Schmidt seine Satire schrieb, war Mafiaboss Al Capone schon zehn Jahre tot. Ein Mann, der sich wesentlich weniger Verdienste um die humane Kultur erworben hat. „Der Gebrauchtmöbelhändler“ heißt Jürgen M. Thies turbulentes CaponeFeature. Thie erzählt das Leben des Gangsterbosses als Ausgeburt der amerikanischen Ideologie. Capone, der sich selbst einen Antiquitätenhändler nannte, verstand das Ideal der unbegrenzten Möglichkeiten als Ermunterung zum grenzenlosen Verbrechen (Deutschlandfunk, 14. September, 20 Uhr 05).

Wenn die Demografen nicht irren, werden wir in Zukunft viel Ärger mit den alten Leuten haben. Eben hat der Kanzler sich wegen eines missachteten demografischen Faktors öffentlich entschuldigt, was nur beweist, wie dramatisch das Generationenproblem schon geworden ist. Eine interessante Fußnote zum Thema liefert Mechthild Mü sers Reportage „Großmutter, warum gibt es dich überhaupt?“ . Die Betrachtung der Langlebigkeit im Lichte soziobiologischer Forschungen. Für Soziobiologen gilt, dass die Natur sich bei all ihren Werken etwas denkt. Wenn Menschen alt werden, muss das einen biologischen Nutzen haben. Aber welchen? (Radio Kultur, 16. September, 19 Uhr 05, UKW 92,4 MHz)

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