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Medien: „Grußaugust der Nation“

Kroymann, Richling, Brandt: Alle wollen Horst und Eva Köhler imitieren

Johannes Rau ist im Ruhestand. Werden Sie ihn vermissen?

RICHLING: Warum? Ich bin sicher, dass er auferstehen wird.

KROYMANN: Ich werde ihn schon vermissen. Obwohl ich damals für Hildegard Hamm-Brücher war, muss ich sagen, er war gar nicht so schlecht. Das Versöhnerhafte ist bei dem hohen Amt doch gut aufgehoben.

BRANDT: Eigentlich nicht. Der Wechsel zum eher klaren Ton Horst Köhlers wird nach fünf Jahren Rau in der „Gerd Show“ eher die Wirkung einer Kur für meine Lungenflügel und Stimmbänder haben. Das rachitische Organ von Johannes Rau zu imitieren, ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Man fühlt sich danach locker 50 Jahre älter.

Horst Köhler folgt Rau im höchste Staatsamt. Ist er ein imitierbarer Nachfolger?

RICHLING: Wie jeder Mensch ist auch Horst Köhler auf den ersten Blick unvergleichlich und auf den zweiten imitierbar. Hauptsache ist aber, dass er Herrn Rau gut imitiert.

KROYMANN: Ob er markant ist, muss man erst sehen. Aber Schwaben sind immer gut zu parodieren.

BRANDT: Ja, auch wenn Rau als komische Figur einen klaren Bekanntheitsvorteil hatte; er war immerhin 180 Jahre lang Ministerpräsident in NRW gewesen. Meine Köhler-Parodie hatte ihr Debüt bereits Anfang Juni in „Mitternachtsspitzen“ im WDR-Fernsehen. Das hat sehr gut funktioniert. Solange Köhler noch nicht allzu viel Profil hat, kann man den als Grußaugust der Nation quasi alles sagen lassen.

Können Sie mit Horst Köhlers Bekenntnis „Ich liebe dieses Land“ als Kabarettist, als Kabarettistin etwas anfangen?

RICHLING: Selbstverständlich kann ich damit etwas anfangen. Problematisch wird es erst, wenn er wie jeder Liebende in sechs Wochen fragt: Und Ihr, liebt Ihr mich auch?

KROYMANN: Das erinnert mich an die amerikanischen Künstler und Politiker, die bei jeder Gelegenheit demonstrativ „God bless Amerika“ sagen. Solange er nicht meint, dass man Deutschland nicht kritisieren darf, finde ich das aber noch okay.

BRANDT: Das kann ich zumindest sachlich nachvollziehen. Schließlich hat Köhler in den letzten Jahren im Bush-regierten Amerika leben dürfen.

Ist Eva Köhler, mit ihrem starken schwäbischen Akzent und ihrer Häuslichkeit, eine interessante Imitationsvorlage?

BRANDT: Bestimmt. Aber ich kann mich an keine Bundespräsidentengattin erinnern, die so bekannt oder gewichtig war, dass sie in der populären Comedy oder Satire vorgekommen wäre. In dem Job weiht man doch eher Frauenparkplätze ein oder übernimmt Patenschaften für bedrohte Aufschnittsorten.

KROYMANN: Professionelle Gattinnen zu imitieren, ist immer ein Gewinn. Übrigens fand ich, dass Christina Rau eine sehr gute Figur gemacht hat. Sie war souverän. Dass sie das protokollarische Damenprogramm abgeschafft hat, wäre doch eigentlich ein Grund, dass Horst Köhler ihr das Bundesverdienstkreuz verleiht.Zusammengestellt von Dietrich Wolf Fenner.

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