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Dreigestirn

© dpa

Lothar Matthäus: „Ich bin froh, dass ich kein Beckham bin“

Experte bei Premiere, bis der nächste Trainerjob kommt: Ein Gespräch mit Lothar Matthäus.

Herr Matthäus, Sie gehen zum Fernsehen. Warum tun Sie sich das an?

Weil es mir wahnsinnig Spaß macht. Bei Premiere arbeitet eine hervorragende Mannschaft. Rund um Franz Beckenbauer sind wir eine große Familie. Und ich freue mich, Teil dieser Familie sein zu dürfen.

Wer sind Ihre Mitstreiter?

Außer Franz Beckenbauer und mir werden noch Stefan Effenberg, Matthias Sammer, Fredi Bobic, Marco Bode und Karl-Heinz Rummenigge dabei sein. Wir werden in der Bundesliga, aber auch in der Champions League eingesetzt. Für mich als Trainer ist es schön, hautnah dabei sein zu können. Wie Sie ja sicher wissen, bin ich zurzeit bei Red Bull Salzburg beurlaubt. Da kommt die Arbeit bei Premiere gerade recht.

Können Sie als Mann des Fußballs etwas vom Fernsehen lernen?

Zu Hause vor dem Fernseher kann man ein Spiel ganz entspannt bei einer Dose Limo betrachten. Kommentator zu sein, bedeutet dagegen Arbeit. Ich habe eine Verantwortung dem Zuschauer gegenüber. Ich kann mich nicht unvorbereitet ins Studio setzen und einfach drauflosquatschen. Das wäre fahrlässig. Ich möchte korrekt sein, auch wenn meine Aufgabe in der Hauptsache „nur“ daraus besteht, meine Meinung zu sagen.

Werden Sie auch zusammen mit Stefan Effenberg vor der Kamera stehen?

Das kann passieren. Aber versprechen Sie sich nichts Falsches. Das wird wunderbar klappen.

Wie viele Spieltage werden Sie dabei sein?

Es gibt feste Vereinbarungen, aber wenn sich meine berufliche Situation verändern sollte, dann höre ich mit dem Fernsehen auf. Priorität hat für mich natürlich ein Job als Trainer.

Sind Sie ein Trainer im Wartestand?

Ich warte schon mal gar nicht. Es gehört vieles dazu, wenn man irgendwo Trainer wird. Es bedeutet eine große Veränderung, ganz persönlich und natürlich auch für meine Familie, und damit eine große Verantwortung. Ich werde sicher wieder als Trainer arbeiten, aber im Augenblick fühle ich mich noch nicht bereit dafür. Premiere wird mir sicher keine Steine in den Weg legen, wenn es so weit sein sollte.

Experte ist der beste Job auf Erden: Sie haben immer recht, keiner widerspricht.

Recht haben ist schön, aber ich habe ganz sicher nicht immer recht. Manchmal muss man sich als Kommentator auch ein wenig aus dem Fenster lehnen. Und dann wird das mit dem Rechthaben noch schwieriger. Ich halte es da mit Franz Beckenbauer. Der sagt immer, er gebe keine Tipps, weil er in der Regel danebenliege. Genauso ist das mit Expertentipps. Wenn wir alles voraussagen könnten, dann wären wir Götter. Wir können nicht mal Ergebnisse vorhersagen.

Wozu brauchen wir überhaupt Experten?

Vielleicht macht es ja einfach Spaß, Menschen zuzuhören, die etwas von der Sache, in diesem Fall Fußball, verstehen.

Jürgen Klopp, der Trainer von Mainz 05, hat versucht, uns in taktische Finessen einzuweihen. Zu viel der Theorie?

„Kloppie“ hat einen sehr guten Job gemacht. Aber meistens fehlt uns Kommentatoren einfach die Zeit, um in die Tiefe gehen zu können. Wenn man etwas erklären will, was nur der Fachmann bemerkt, weil er über entsprechendes Fachwissen verfügt, dann braucht das nun mal Zeit.

Werden Sie uns wenigstens den Fußball neu erklären?

Ich werde sicher versuchen, auf Dinge hinzuweisen, die sich im Hintergrund abspielen. Aber den Fußball ganz neu erklären, das dürfen Sie von mir nicht verlangen. So viele Trainer es gibt, so viele Ansichten über den Fußball gibt es. Da lasse ich das lieber gleich.

Sind Sie auch so ein Sammler von Fakten und Daten wie HSV-Coach Huub Stevens?

Ich bereite mich natürlich gründlich vor, auch mit Videos und übers Fernsehen. Aber nur Videos zu gucken, wäre mir zu wenig. Man muss als Trainer raus zu Live-Spielen. Das Erlebnis ist durch kein Video dieser Welt zu ersetzen. Fernsehen ist auch heute noch nicht alles.

Muss das Fernsehen noch besser werden, um dem modernen Fußball gerecht zu werden?

Das Fernsehen ist schon heute sehr gut, und es wird noch besser werden. Der Unterschied liegt in der technischen Ausstattung. Mit zwanzig Kameras können Sie mehr zeigen als mit fünf. Und der Zuschauer will das auch sehen. Da gibt es kein Zurück mehr.

Wie viele Schüsseln haben Sie auf dem Dach, zwei, drei?

Eine. Außerdem bin ich Premiere-Abonnent, aber das war ich auch schon vor meinem jetzigen Engagement.

Ist der Fußball auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung angekommen?

Das glaube ich nicht. Auch wenn ich Ihnen nicht sagen kann, was noch kommen wird. Vielleicht wird für den Ball ein leichteres Material gefunden, und sicher wird das Spiel noch schneller werden. Ich bin allerdings der Ansicht, dass man den Fußball so lassen sollte, wie er ist. Wir brauchen keine größeren Tore oder kleineren Spielfelder. Wir wollen doch alle einfach nur guten Fußball sehen.

Halten Sie David Beckham für den größten Fußballer unserer Zeit?

Als Fußballer schafft er es in meiner aktuellen Rangliste nicht unter die ersten zehn. In der Vermarktung seiner Person ist er allerdings ein kleines Genie, da kann man nur gratulieren.

Sie sind doch nicht etwa ein wenig neidisch?

Überhaupt nicht. Ich bin mit dem, was ich erreicht habe, rundum zufrieden. Sicher habe auch ich hin und wieder das Rampenlicht gesucht und gebraucht. Aber ich bin heilfroh, dass ich nicht so wie die Beckhams leben muss.

Wo wir gerade bei Stars sind: Ist Franz Beckenbauer Ihr Ziehvater, auch was das Fernsehen angeht?

Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zueinander, und ich weiß, dass ich mich auf den Franz verlassen kann. Aber der Franz verteilt nicht die Jobs im Fernsehen, er ist Präsident bei Bayern München. Nein, ich muss mich da ganz allein durchbeißen.

Ist Franz Beckenbauer ein Vorbild für Sie?

Wenn Sie den Fußballer meinen, dann sicher nicht. Aber die Art, wie er sich präsentiert, wie er sympathisch rüberkommt, wie er angenommen wird, das finde ich schon gut. Aber ich möchte niemandem nacheifern. Ich möchte meinen eigenen Weg gehen.

Werden wir Sie bald in der Bundesliga sehen?

Das müssen Sie andere fragen.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

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