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Medien: „Ich warf Lahm den Ball zu“

Wie eineinhalb Milliarden andere Menschen hatte Matteo Patrono gerade noch bei der ersten Torchance der WM mitgefiebert, da hielt er plötzlich den zwischen Costa-Ricanern und Deutschen hart umkämpften Spielball in Händen. Von den 59 416 Zuschauern in der Münchner Arena war ausgerechnet er es, dem der Ball zuflog: Patrono schnappte sich das begehrte Stück und kämpfte sekundenlang mit dem Gedanken, sich mitsamt der Beute aus dem Staub zu machen – doch zu groß war der Respekt vor der „gefürchteten deutschen Polizei“.

Wie eineinhalb Milliarden andere Menschen hatte Matteo Patrono gerade noch bei der ersten Torchance der WM mitgefiebert, da hielt er plötzlich den zwischen Costa-Ricanern und Deutschen hart umkämpften Spielball in Händen. Von den 59 416 Zuschauern in der Münchner Arena war ausgerechnet er es, dem der Ball zuflog: Patrono schnappte sich das begehrte Stück und kämpfte sekundenlang mit dem Gedanken, sich mitsamt der Beute aus dem Staub zu machen – doch zu groß war der Respekt vor der „gefürchteten deutschen Polizei“. Brav warf der römische Reporter den Ball zurück aufs Spielfeld. Eine Minute später schoss Philipp Lahm das erste Tor der WM.

Zwei Wochen später schämt sich Patrono noch immer dafür, dass er nicht wenigstens versucht hat, seine Fußballkollegen beim römischen Amateurverein San Onofrio mit diesem besonderen Mitbringsel zu überraschen. Der Journalist ist für die kommunistische Tageszeitung „Il Manifesto“ in Deutschland; das linke Blatt setzt jedoch weniger auf akribische Sportberichterstattung als vielmehr auf „Geschichten, die sich hinter dem Ball verstecken“, wie etwa die deutsche Mediendiskussion zum neu erwachten Patriotismus.

Obwohl die italienische Mannschaft „die Zeichen des Skandals auf ihrer Haut trägt, der unseren Fußball zerschmettert“ – im Grunde bangt und hofft Patrono mit den „Azzurri“. Auch hat der Italiener die Hoffnung, doch noch einen Ball mit nach Hause zu nehmen, nicht ganz aufgegeben: Schließlich gelang ihm dies schon bei der WM 2002. Im Stadion von Sapporo bequatschte Patrono einen Fifa-Funktionär so lange, bis dieser ihm einen der offiziellen Spielbälle aushändigte. San Onofrio spielte eine ganze Saison lang damit.katz

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