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Im RADIO: Aktentaschen und Atomkriege

Die besten Drogen der 70er, 80er und 90er Jahre, Bunker, Schutzräume und Warnämter sowie Intelligenzbestien und Meisterdetektive: Tom Peuckert gibt einen Überblick über die Radio-Woche.

Jede Droge hat ihren Flirt mit dem Zeitgeist. Befreiendes Hasch in den Siebzigern, egostärkendes Kokain während der Achtziger, die Tanzdroge Ecstasy in den Neunzigern. Im Feature „Vom Ritual zum Massenkonsum“ suchen Ole und Yana Schulz nach Gründen für den Auf- und Abstieg einer Droge. Was verursacht plötzliche Popularitätsschübe, warum sehen bestimmte Drogen eines Tages alt aus? Und welche Rolle spielen Designer, die mit immer neuen berauschenden Angeboten auf den Markt drängen? (Deutschlandradio Kultur, 17. April, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Wer eine Aktentasche zur Hand hat, soll sie im Falle einer Atomexplosion über den Kopf halten. So lautete in den fünfziger Jahren ein ernst gemeinter Rat des Zivilschutzes. Der Atomkrieg wurde in Ost und West gefürchtet, gegen die Angst halfen Rettungsfantasien. Frank Möllers Feature „Aktentasche und Atomblitz“ erzählt von Bunkern und Schutzräumen, Warnämtern und Ernstfallübungen. Der Autor hat künstliche Überlebensorte besucht und mit den Akteuren von einst gesprochen (Deutschlandfunk, 19. April, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Etwa 200 Menschen werden täglich in Deutschland als vermisst gemeldet. Die Hälfte kehrt binnen einer Woche wohlbehalten zurück, das Schicksal der meisten anderen lässt sich aufklären. Es bleibt ein kleiner Rest, für den sich Sabine Lutzmanns Feature „Sie klang unbeschwert, gut gelaunt, wie immer …“ interessiert. Zu Wort kommen darin Menschen, die einen Angehörigen auf ungeklärte Weise verloren haben, und polizeiliche Ermittler, die oft jahrelang nach Vermissten suchen. Manchmal hilft ein glücklicher Zufall, manchmal gar nichts mehr (SWR 2, 21. April, 14 Uhr 05, Kabel UKW 107,85 MHz).

Prof. Dr. Augustus van Dusen ist die Intelligenzbestie unter den literarischen Meisterdetektiven. Gemeinsam mit seinem Assistenten Hutchinson Hatch ermittelt er in spektakulären Milieus der vorletzten Jahrhundertwende. Michael Kosers Krimi „Professor van Dusen: Whisky in den Wolken“ führt das eigenwillige Paar nach Schottland, wo sie auf Schloss Glenmore den Start eines Heißluftballons beobachten. Schlossherr MacMurdock will den Atlantik überqueren, aber kurz nach dem Start kommt es zur Katastrophe. Kein Unfall, wie van Dusen schlussfolgert, sondern Mord (Deutschlandradio Kultur, 22. April, 21 Uhr 33).

In seinem Künstlerleben hat der Schriftsteller Bertolt Brecht viele Skandale angezettelt. Keiner war gewaltiger als die Uraufführung des szenischen Oratoriums „Lehrstück“ 1929 in der Stadt Baden-Baden. Theo Lingen spielte einen Mann, der auf der Bühne zersägt wird. Es ging um die Grenzen des Fortschritts, mithin um einen zentralen Konflikt moderner Gesellschaften, aber das war dem bürgerlichen Publikum egal. Regisseur Frank-Patrick Steckel hat Brechts sarkastischen Text aus den Archiven gegraben und mit Countertenor Jörg Waschinski neu inszeniert (Deutschlandfunk, 23. April, 20 Uhr 10).

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