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Medien: Im Radio: Essen in Deutschland

Wenn ein gesellschaftliches Problem uns wirklich auf den Nägeln brennt, dann lässt uns das Kulturradio nicht im Stich. Dann wird das Übel in aller Breite dokumentiert, analysiert und kommentiert.

Wenn ein gesellschaftliches Problem uns wirklich auf den Nägeln brennt, dann lässt uns das Kulturradio nicht im Stich. Dann wird das Übel in aller Breite dokumentiert, analysiert und kommentiert. Im Moment sorgen wir uns mächtig um unser Essen. Die Nahrungsaufnahme, eben noch eine Quelle steter Lust, ist furchtbar kompliziert geworden. Einerseits bemerken wir es an den dramatischen Umbrüchen in der Politik. Seit Menschengedenken waren richtige Männer für die Volksernährung zuständig. Vierschrötige Kerle, die wie Bauern aussahen. Und nun dieses zarte Großstadtgeschöpf. Eine weibliche Intellektuelle, die sich per definitionem nicht um Bauern, sondern um Verbraucher zu sorgen hat. Andererseits beweisen uns zahllose Radiosendungen, wie brisant die Ernährungsfrage geworden ist. "Fleisch auf dem Teller?", fragt ein Essay von Elisabeth Meyer-Renschhausen. Die Autorin verspricht Grundsätzliches zur Kulturgeschichte. Essen wird als Teil einer Symbolsprache betrachtet. Der bürgerliche Sonntagsbraten und das üppige Rindersteak des freien weißen Mannes dokumentieren mehr als nur Geschmackstendenzen. Es sind auch historische Statussymbole. Inszenierungen der Macht, die ihre Spuren im kollektiven Unbewussten hinterlassen haben (Radio Kultur, 7. April, 22 Uhr, UKW 92,4 MHz).

Was im bürgerlichen Sonntagsbraten heute alles drin sein kann, davon erzählt die Dokumentation "Der Hase und das Ei" von Klaus Reidt. Eben war es noch eine Praxis in den Grauzonen des gesellschaftlichen Bewußtseins, nun liegt alles im grellsten Licht: das Zurichten der Kreatur in den Maschinenparks der Fleischindustrie. Das rabiate Aufpäppeln mit Antibiotika, fein zermahlenen Artgenossen und essbaren Abfällen jeder Sorte. Der Hungrige hört es mit stiller Panik (Radio Kultur, 10. April, 19 Uhr 05).

Vor und nach den Mahlzeiten darf trotzdem noch gelacht werden. In Ulrich Lands Feature "al dente - mit Biss" geht es um den Verrat am Titel gebenden Phänomen. Ein satirischer Streifzug durch die Welt der Instantnahrung, die nicht mehr gebissen und gekaut, sondern geschlürft und geschlabbert werden will. Für einen Augenblick wähnen sich Freunde des Vollkornbrotes auf der sichen Seite. Selbst wenn sie gar nicht im Bioladen gekauft haben (Radio Kultur, 11. April, 21 Uhr).

Ganz Ängstlichen sei zur Entspannung der Blick in die Ferne empfohlen. "Sushi" heißt ein Feature von Malte Jaspersen. Untertitel: "Vom Erlebnis, in Japan essen zu gehen". Gute Gelegenheit, mal nicht an Currywurst und Rindersteak zu denken (SWR 2, 11. April, 21 Uhr, Kabel UKW 107,85 MHz).

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