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Im Radio: Kabeljau und Wundertäter

Tom Peuckert verrät, was Sie im Radio nicht verpassen sollten.

Seit gut zwanzig Jahren ist Lenny Kravitz eine große Nummer im Musikgeschäft. Alles begann im Jahr 1989 mit dem Debütalbum „Let Love Rule“, auf dem eine betörende Synthese aus weißem Hardrock und schwarzem Funk zu hören war. Gespielt von einem Sänger und Multiinstrumentalisten, der karibisches Lebensgefühl und cooles New Yorker Styling raffiniert miteinander mischte. Die Stücke seines ersten Albums hat Kravitz Anfang der Neunziger in Amsterdam auf einem mittlerweile legendären Konzert gespielt. Dessen Mitschnitt „Live in Amsterdam“ wurde damals nur an ausgewählte Journalisten verschickt und gilt heute als große Rarität. In der Reihe „In Concert“ ist das Dokument aus der Frühzeit eines Weltstars nun noch einmal zu hören (Deutschlandradio Kultur, 11. August, 20 Uhr 03, UKW 89,6 MHz).

Schwarz und Weiss heißen die Ermittler in Ingomar von Kieseritzkys amüsantem Radiokrimi „Schöne Künste“. Eine Mordserie führt das Duo in den gehobenen Kunstbetrieb. Alle Verbrechen haben scheinbar ästhetische Motive. Die Leichen der erfolgreichen amerikanischen Lyrikerin wie auch des österreichischen Prosatalents sind mit Schmähbotschaften verunziert. „Adé Mittelmäßigkeit“, steht da, oder auch: „Genug Wörter geschunden, du dämliche Punze“. Mittlerweile hat der Täter einen weiteren Mord angekündigt. Um ihm zuvorzukommen, sind die Kriminalisten zu einer intensiven Beschäftigung mit den geheimen Codes der Literatur wie des Literaturbetriebs gezwungen (Deutschlandfunk, 14. August, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

In vielen ostdeutschen Seebädern stehen direkt am Strand noch die alten Buden der Fischer. Dunkle, windschiefe Hütten aus geteertem Holz. Ein exotischer Kontrast zu den weißen Gründerzeitvillen gleich dahinter, ein reizvoller Anachronismus für Touristen. Feature-Autor Matthias Baxmann ist bei den Fischern von Ahlbeck gewesen. Er hat in ihren Buden gesessen und ist mit auf die Ostsee hinausgefahren. Baxmann ist es gelungen, dieser wortkargen Spezies allerhand Geheimnisse zu entlocken. Das Feature „Seemannsbraut und Kabeljau“ erzählt vom Zusammenprall zwischen Bürokratie und Tradition, von den verschlungenen Wegen zum Fangerfolg und auch davon, wie man mit einem Aal sogar hartnäckige Fälle von Trunksucht kurieren kann (Kulturradio vom RBB, 14. August, 9 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Wenige Wochen vor seinem Tod notierte Thomas Mann im Tagebuch eine Art biografisches Resümé: „Kurios. Kurios. Eine Merkwürdigkeit, dieses Leben.“ Da wundert sich einer über die enormen Kontraste in der eigenen Existenz, über das Nebeneinander von Höhen und Tiefen, das nicht nur im Lebenslauf zu finden ist, sondern auch in der Charakterdisposition. Joachim Scholls Lange Radionacht „Eine Merkwürdigkeit, dieses Leben“ nimmt die Notiz zum Ausgangspunkt für einen erneuten Blick auf eine Jahrhundertfigur. Scholl zieht noch einmal die großen dramatischen Linien in Manns Biografie nach, lässt sich von Experten über Basiskonflikte aufklären und befragt natürlich auch die großen Romane zum Thema (Deutschlandfunk, 14. August, ab 23 Uhr 05).

Im späten 19. Jahrhundert triumphiert in Europa die moderne Wissenschaft. Die akademischen Eliten geben sich nüchtern, faktenorientiert, aufgeklärt. Parallel dazu feiert ein alter Volksaberglaube Erfolge beim Publikum. Reisende Spiritisten, ausgestattet mit mediumistischen Fähigkeiten, versprechen Kontakte zu Verstorbenen. Im Hörspiel „Geständnisse eines Mediums“ macht die schottische Autorin A.L. Kennedy einen dieser Wundertäter zur Hauptfigur. Parker war früher ein braver Buchhalter in der Provinz, geriet in den Bann eines berühmten Mediums und entdeckte seine Berufung. Jahre des Erfolges liegen hinter ihm, nun will Parker reinen Tisch machen. Sein Geständnis soll nur noch der Wahrheit verpflichtet sein (SWR 2, 15. August, 18 Uhr 20, Kabel UKW 107,85 MHz).

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