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Im RADIO: Konsumrausch und Kinderglück

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten

Der 1880 in Köln geborene Hermann Harry Schmitz war Vortragskünstler und Humor-Schriftsteller. Ein Spezialist für rheinischen Frohsinn. Allerdings beging Schmitz als 33-Jähriger überraschend Selbstmord. Da lohnt es, seine grotesken Geschichten auf einen doppelten Boden abzuhören. Im Hörspiel „Die Bluse“ erzählt jener Hermann Harry Schmitz von Tante Dorchen, die gemeinsam mit ihrem Neffen ein amerikanisches Riesenkaufhaus besucht. Man will nur eine Bluse erwerben, aber das Abenteuer dehnt sich über Jahre. Am Ende regieren Tod und Wahnsinn im Kaufhaus (Deutschlandradio Kultur, 13. Februar, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz).

Einerseits werden in Deutschland zu wenig Kinder geboren. Andererseits hat eine wissenschaftliche Studie gerade ergeben, dass Eltern sich meist sehr glücklich fühlen. Lässt sich das Paradox erklären? Im Feature „Solo mit Kind“ von Andrea Marggraf erzählen vier alleinerziehende Mütter über ihr Leben. Wie das so war mit der großen Liebe, die zum Kinderwunsch führte. Was es nun bedeutet, mit dem Kind allein zu sein. Die Zahl der Paare, die es nicht mehr schaffen, sich an ihren gemeinsamen Kindern auch gemeinsam zu erfreuen, wächst rasant. Vielleicht ist das ja die Wurzel. Man würde gerne, aber das Projekt Kind passt immer weniger zu unserem flexibilisierten Gefühlsleben (Deutschlandradio Kultur, 16. Februar, 18 Uhr 05).

Wie man angestaubte Großkomponisten in zeitgemäße Musikunterhalter verwandelt, davon erzählen Matthias Käther und André Hatting in ihrer amüsanten Kurzhörspielserie „Komponisten-Coaching“. Jeden Tag gibt es neue Einblicke in die Werkstatt eines professionellen Kommunikationstrainers. Beethoven, Mozart, Verdi und andere sitzen dort Pflichtstunden ab, um ihren Marktwert zu steigern. Der Coach traktiert sie mit fröhlicher Verwertungswissenschaft. Aber die alten Herren haben ihren eigenen Kopf. Mal tropediert blanker Kunstwahnsinn die Pädagogik, mal ist es der Zickenkrieg, den die Herren miteinander führen (Kulturradio, 18. bis 22. Februar, jeweils 14 Uhr 10, UKW 92,4 MHz)

Auf der letzten Weltausstellung in Japan haben die Ingenieure das Zeitalter der Roboter ausgerufen. Es wimmelte von Apparaten aus Plastik und Blech, die Lebewesen imitieren. Bald soll es Altenpflegeroboter, Polizeiautomaten, Elternersatzmaschinen geben. Autor Walter Filz hat sich gefragt, wie diese immer anthropomorpher werdenden Apparate wohl mit uns kommunizieren. Wie klingen die sozialen Roboter der Zukunft? Mit welchen Stimmen sprechen sie? Für sein Feature „Das Reden der Rechner“ hat sich Filz in Kinoarchiven umgehört, aber auch die Soundlabors der Roboteringenieure besucht. Während frühe Kinoroboter noch blechern schnarrten, geht der Trend heute zu säuselnden Unisex-Stimmen. Zu einer erotisierten Künstlichkeit, die nur noch Eingeweihte als solche erkennen (Deutschlandfunk, 17. Februar, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

In einem ostdeutschen Kaff namens Kerbersdorf geht ein Brandstifter um. Schon hat sich das halbe Dorf zur Bürgerwehr zusammengerottet, um den Feuerteufel zu jagen. Wie es der gute Zufall will, treten die Kommissarinnen Serjosha (West) und Schultz (Ost) gerade einen Wellnessurlaub in der Gegend an. Statt Massagen und Sauna gibt es für die beiden nun harte Arbeit. Doch in der Kriminalkomödie „Heißer Winter“ von Oliver Bukowski werden nicht nur Verbrecher, sondern auch gnadenlos Pointen gejagt. Drollige Typen, furiose Verbalduelle, radiofone Slapsticks. Mittendrin das wohl amüsanteste Ermittlerduo, das heute im deutschen Krimigewerbe aktiv ist (Deutschlandradio Kultur, 18. Februar, 21 Uhr 33).

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