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Im Radio: Krieg und Tschick

Wassili Grossmann, Joseph von Eichendorff, Wolfgang Herrndorf: Tom Peuckert blickt auf die bevorstehende Radiowoche, in der die Literatur einen Schwerpunkt bildet.

Der ukrainische Schriftsteller Wassili Grossmann hat als Kriegsreporter die Schlacht um Stalingrad erlebt. Seine Mutter wurde von den Nazis ermordet, er selbst vom KGB verfolgt. In den späten Fünfzigern schrieb Grossmann den Roman „Leben und Schicksal“, der in der Sowjetunion nicht erscheinen durfte. Ein großangelegtes Panorama der Weltkriegsjahre, Nazismus und Stalinismus aus russischer Sicht. Grossmanns Hauptfiguren sind Politkommissare und rote Generäle, Atomwissenschaftler und Lagerhäftlinge. Das beeindruckende Epos kommt nun in einer vierteiligen Hörspieladaption auch ins Radio (Deutschlandradio Kultur, 21. November, 21 Uhr 33, UKW 89,6 MHz; weitere Teile am 28. November, 5. und 12. Dezember).

Joseph von Eichendorff war preußischer Beamter und romantischer Dichter. In den politischen Wirren des frühen 19. Jahrhunderts schrieb er empfindsame Dichtung, voller Sehnsucht nach Heimat und Tradition. Ein Mann zwischen den Welten, ein Lebenslauf aus Fragmenten. Am Ende hat Eichendorff sich vergeblich bemüht, seine Memoiren zu schreiben. Renate Beckmanns biografisches Feature „Joseph von Eichendorff“ versucht, die zerrissene Existenz in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen (Deutschlandradio Kultur, 24. November, 18 Uhr 05).

Maik aus Berlin-Hellersdorf ist in den Sommerferien allein zu Haus. Der Vierzehnjährige leidet an Liebeskummer und Langeweile, aber dann schaut Klassenkamerad Tschick vorbei. Tschick hat einen alten Lada geklaut, was vollkommen ausreicht, um ins große Abenteuer zu starten. Wolfgang Herrndorfs Roman „Tschick“ führt zwei Teenager auf eine Reise durch den wilden Osten. Ein bezauberndes Jugendbuch, ebenso fantastisch wie real, ein Loblied auf die Welt und auf Menschen, die man gleich vor der Haustür treffen kann. Das alles gibt es nun auch in einer schönen Radioadaption zu hören (SWR 2, 25. November, 18 Uhr 20, Kabel UKW 107,85 MHz).

Wer bei Google die Stichworte Yoga und Berlin eingibt, findet fast 30 Millionen Treffer. Yoga wirkt, denn Millionen Interessenten können nicht irren. Für ihre Serie von Kurzfeatures „Alles auf Om“ hat sich Autorin Annika Erichsen in hiesigen Yoga-Schulen umgehört. Warum treibt es die Leute dorthin, was suchen und was finden sie? Geschichten über wiedervereinte Körper, sprudelnde Kraftquellen, ganzheitliche Erziehungskonzepte und überraschende Begegnungen mit Gott (Kulturradio vom RBB, 26. – 30. November, jeweils 14 Uhr 10, UKW 92,4 MHz)

Im Jahr 2005 verstarb der Dichter Thomas Kling, gerade 48jährig. Kling galt als der bedeutendste unter den zeitgenössischen Lyrikern Deutschlands. Ein gelehrter Poet, ein Forscher und Experimentator, ein Sprachmagier, der seine Texte auch großartig vorzutragen wusste. Ulrike Janssens Hörspiel „vogelherdrecherche“ ist aus Klings Nachlass entstanden. Ein Streifzug durch unveröffentlichte Manuskripte, Entwürfe und Notizbücher, eine Collage aus Tonaufnahmen der Liveauftritte des Künstlers. Annäherung an einen intellektuell brillianten und sinnlich reichen Sprachartisten (Deutschlandfunk, 27. November, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

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