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Im Radio: Mit Max Frisch in die Blutoper

In diesen Tagen wäre Max Frisch 100 Jahre alt geworden. Im Feature "Weiß ich, wer ich bin" nähert sich Autor Uwe Stolzmann dem Idol seiner Jugend.

Max Frisch hatte Schlag bei der Jugend. In den Siebzigern und Achtzigern, als Jungsein und Kulturkritik nahtlos zusammengehörten. Auch Autor Uwe Stolzmann hat in jenen Jahren bei Frisch Lebensbeistand gefunden. Wie nähert man sich dem Idol der eigenen Jugend? Für sein Feature „Weiß ich, wer ich bin?“ hat Stolzmann Freunde und Frauen des Schriftstellers getroffen. Verwundert hört er von problematischen Zügen in Frischs Charakter, erfreut nimmt er dessen Faible für Rockmusik zur Kenntnis. Da ist auch die Wiederbegegnung mit den einst so wichtigen Texten, die zumindest für seinen Geschmack noch keine Patina angesetzt haben (Kulturradio vom RBB, 11. Mai, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Der neue Radio-Tatort aus Baden-Württemberg führt in die Welt der Oper. Eine dramatische Sphäre, in der Verbrechen nicht nur auf der Bühne, sondern auch dahinter begangen werden. Auf Schloss Schwetzingen wird ein neues Werk uraufgeführt, eine schockierend moderne Vampirgeschichte: „Blutoper“. So heißt auch Christine Lehmanns Krimi, in dem die Sängerin der Titelrolle Morddrohungen erhält. Wenig später wird im Kaiserdom zu Speyer eine Frauenleiche gefunden. Was hat Wurstfabrikant und Hauptsponsor Wendelin Krieg, dessen Tochter ebenfalls auf die Bühne drängt, mit der Sache zu tun? Die Ermittler tappen im Dunkel, bis Kommissar Finkbeiner eine entscheidende Frage stellt: Versucht irgendwer, die „Blutoper“ in der Realität nachzuspielen? (SWR 2, 12. Mai, 22 Uhr 33, Kabel UKW 107,85 MHz; auch Kulturradio vom RBB, 16. Mai, 22 Uhr 04).

Weil die belesene Welt in diesen Tagen Max Frischs 100. Geburtstag feiert, soll der Jubilar hier weiterhin Erwähnung finden. Viele Theaterstücke des Schweizers sind Hörspiele geworden, so auch sein frühes Drama „Nun singen sie wieder“. Ein unmittelbarer Reflex auf die Schrecken des 2. Weltkriegs, gespiegelt im Untergang einer deutschen Familie. Der Sohn muss in Russland Geiseln erschießen und bekommt den Gesang der Totgeweihten nicht mehr aus seinem Kopf. Er desertiert und erhängt sich später. Seine Frau und sein Kind kommen bei einem Luftangriff ums Leben, sein Vater kritisiert die Nazis und wird zum Tode verurteilt. In einem zerschossenen russischen Kloster kommen alle Toten zusammen, sie teilen Brot und Wein, und ihr Gesang ist überall dort zu hören, wo Unschuldige ermordet werden (Kulturradio vom RBB, 13. Mai, 22 Uhr 04).

Fast ans Ende der großen Schaffensbahn führt dann Max Frischs Stück „Triptychon“. Auch in seinem letzten Drama schreibt der nun alternde Autor über den Tod. Was heißt es, in der modernen Welt zu sterben? Wo gehen die Toten hin und mit welchen Leiden haben die Überlebenden zu kämpfen? Die drei Stationen des Stücks führen auf eine Trauerfeier, in eine Jenseitswelt am Ufer des Styx und in die Schmerzenshölle eines Menschen, der den Verlust des geliebten Partners nicht verwinden kann. Ein Hörspiel aus dem Jahr 1979 (Deutschlandfunk,14. Mai, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Wie denkt die Welt über uns Deutsche? Eine alte Frage, die das nationale Gemüt nach wie vor heftig bewegt. Gelten wir draußen als pedantisch? Schätzt man unsere Zuverlässigkeit und Disziplin, oder bespottet man die „German Angst“? Für sein Feature „Pünktliche Angsthasen“ hat sich Autor Dieter Jandt unter Beobachtern umgehört. Korrespondenten, Gaststudenten, weitgereiste Künstler erklären ihre Sicht auf Deutschland und seine Bewohner. Viele Klischees sind intakt. Manchmal erlebt man faustdicke Überraschungen. Wenn Menschen aus dem tiefen Süden der Welt unsere Warmherzigkeit loben oder deutsche Ordnungsliebe als schöne Tugend wahrnehmen (Deutschlandfunk, 15. Mai, 20 Uhr 05).

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