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Im RADIO: Mörder, Heiler, Weltuntergang

Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten.

Im Dezember 1924 beginnt vor dem Schwurgericht Hannover der Prozess gegen Fritz Haarmann. Mehr als 20 Jungen hat Haarmann ermordet. Eine Bestie, die ins kollektive Gedächtnis der Deutschen eingehen wird. Der Dramatiker Marius von Mayenburg hat noch einmal die alten Prozessakten studiert und versucht, die seelische Welt der Schreckensfigur zu rekonstruieren. Sein Hörspiel „Haarmann“ imaginiert die Gerichtsverhandlung, in der das Privatleben eines Serienmörders detailliert zur Sprache kommt. Wichtigste Figur neben Haarman ist sein Lebensgefährte Hans Grans, der die Kleider der Opfer verkauft hat. Während das Gericht nüchtern um die grausamen Fakten bemüht ist, entwickelt sich zwischen den beiden Angeklagten ein abgründiges Psychoduell, in dem Liebe und Schuld untrennbar verbunden sind (Deutschlandfunk, 5. Dezember, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Das Deutschlandradio widmet den Klimawandel eine Feature-Reihe. Es geht um Statistiken und Szenarios, um konkrete Schauplätze, aber auch um mentale Bewältigungsversuche. Anja Kempes Feature „Sylt, unser Bangladesh“ berichtet von einer deutschen Trauminsel, die mittlerweile von Klimaexperten und Risikoforschern intensiv beobachtet wird. Sylt gilt als eine Art Frühwarnsystem für Überschwemmungskatastrophen. Jedes Jahr werden hier tausende Tonnen Meeressand an die Küsten gebaggert, um sich der steigenden Zudringlichkeit des Wassers zu erwehren (Deutschlandradio Kultur, 5. Dezember, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

„Ich taste erst mal Ihre Aura ab“, sagt der Geistheiler zu seiner Patientin. Sie hat einen besonders bösartigen Blutkrebs, die Schulmedizin kann nichts mehr für sie tun. In letzter Not hat sie sich an einen Mann gewandt, der ihre Aura reparieren und damit den Krebs zum Verschwinden bringen soll. Beate Lehners Feature „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ erzählt vom Gewerbe der spirituellen Heiler in Deutschland. Eine schrille, verwirrende, manchmal auch groteske Szene, die weit verzweigt ist, allein der „Dachverband Geistiges Heilen e.V.“ vertritt rund 6000 Mitglieder (Kulturradio vom RBB, 6. Dezember, 14 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

Vor etlichen Jahrzehnten haben die beiden Kriminalisten Mobly und Skinner ihr Heimatdorf an der Nordsee verlassen. Nun kehren sie zurück, weil draußen im Meer eine weibliche Leiche gefunden wird. Mobly und Skinner sind melancholische Männer, die ihre besten Jahre schon fast hinter sich haben. In Matthias Wittekindts Kriminalhörspiel „Die Frau im Netz“ tun Mobly und Skinner das, was man von melancholischen Senioren erwartet. Sie sitzen mit alten Bekannten in der Dorfkneipe, beobachten versonnen die Frauen, die sie vor Jahrzehnten begehrt haben, hängen überhaupt viel in ihren Erinnerungen. Ohne dass sie allzu aktiv werden müssen, enthüllt sich vor ihnen der Mikrokosmos des Dorfes und damit auch die Kontur eines Verbrechens (Deutschlandradio Kultur, 7. Dezember, 21 Uhr 33).

Auch Lorenz Schröters Feature „Paradise Lost“ gehört zur Klimawandel-Reihe beim Deutschlandradio. Diesmal führt die Reise zur Südseeinsel Tuvalu, die wohl als erstes Land der Welt durch die Folgen des Klimawandels untergehen wird. Immer höher schwappt das Meer die weißen Strände hinauf, da treffen auf Tuvalu sechs Wissenschaftler ein, um ihre Rettungspläne vorzustellen. Schröters Geschichte ist fiktiv, aber die vorgestellten Pläne entsprechen zumindest sinngemäß den radikalsten Denkmodellen der Krisenbewältigungspragmatiker. Schließlich geht es um nicht weniger als das große Ganze: die Rettung der Welt (Deutschlandradio Kultur, 9. Dezember, 0 Uhr 05).

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