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Inka Bause startet im ZDF eine Talkshow.

© dpa

Inka Bause startet mit Nachmittagstalk im ZDF: Format Freundlichkeit

Mit "Bauer sucht Frau" erreicht Inka Bause auf RTL ein Millionenpublikum. Im ZDF will die Moderatorin jetzt den Nachmittagtalk wiederbeleben - und mehr bieten, als harmloses Geplappere.

Inka Bause wirkt entspannt. Obwohl sie schon einen Interviewmarathon hinter sich hat, lächelt sie. An diesem Donnerstag Ende August will sie das bewerben, was in der Branche bereits als beerdigt galt: eine Nachmittagstalkshow. „inka!“ heißt die Sendung, mit der sie am Montag im ZDF startet. Hier, in der Stralauer Allee am Ufer der Spree, befindet sich das Studio, am Set herrscht gelassene Routine. Nur die Wassergläser für die Journalisten sind ausgegangen. „Sie müssen aus der Flasche trinken, ich hoffe das macht Ihnen nichts aus“, sagt Bause und lacht, wie fast immer, wenn sie in der Öffentlichkeit steht. Freundlichkeit ist ihr Geschäft.

„Ich bin Unterhaltung und ich mache gerne Unterhaltung“, sagt sie und das klingt wie eine Rechtfertigung für ihre Freundlichkeit. Dabei hat Bause, geboren 1968 in Leipzig, Rechtfertigungen eigentlich gar nicht nötig; zumindest, wenn man die lange Liste ihrer Erfolge kennt. Abgesehen von ihrer Karriere als Schlagersängerin in der DDR, landet sie als Moderatorin der RTL-Kuppel-Show „Bauer sucht Frau“ einen Quotenhit. Fast sieben Millionen Zuschauer schalteten im Durchschnitt ein, wenn sie die einsamen, teils schrulligen Landwirte mit launigen Ansagen beim Suchen nach der Liebe begleitet. Offensichtlich suchen die Zuschauer genau diese lockere, seichte Unterhaltung. Mittlerweile ist Bause mit ihren bindungswilligen Bauern bei Staffel neun angelangt, die ab Oktober ausgestrahlt wird. RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger habe sich extra noch einmal versichert, ob die Zusammenarbeit trotz ihres Engagements fürs Zweite auch sicher klappen würde, erzählt sie – und will damit wohl sagen, was für eine gefragte Frau sie ist.

Das ZDF gibt Bause jetzt täglich um 15Uhr 05 Platz für Tratsch, Geschichten über Gott und die Welt und – natürlich – jede Menge Freundlichkeit. Obwohl es so seicht bei einem öffentlich-rechtlichen Sender nicht zugehen soll – von „Schmuddelkram“ ganz zu schweigen – weiß Bause schon, worüber sie nicht sprechen will: „Ich will die Leute nicht zuballern mit Bundestagswahlen, Atomkrieg oder Hellersdorf-Marzahn. Das wollen die um 15 Uhr 05 nicht sehen. Und von mir auch nicht hören“. Sie sei schließlich nicht Maybrit Illner.

Bei „inka!“ sitzt Bause auf einer cremefarbenen Couch, die verdächtig an das „Wetten, dass..?“-Modell erinnert. Hier will sich die Moderatorin mit ihren Gästen unterhalten, mit „normalen Menschen“, denn „die sind eh immer die spannendsten“. Prominenten Besuch soll es in der Show dennoch hin und wieder geben. Gleich in der Auftaktsendung am Montag begrüßt Inka Bause Kabarettistin Gabi Decker, Schauspieler Ralf Moeller, Promi-Friseur Udo Walz, Kuh-Friseur Dieter Hooß, Autorin Christiane Hagn und MC Rene.

Bause weiß, dass sie mit einem Format an den Start geht, das auf der Liste der bedrohten Fernsehsendungen steht. In den Neunzigern erlebten die Nachmittagstalks ihre absolute Blütezeit: Arabella Kiesbauer, Andreas Türck und Jürgen Fliege redeten quasi um die Wette. Mit der Jahrtausendwende verschwand das belanglose Geplapper am Nachmittag aber zunehmend von den deutschen Bildschirmen. Profiteure waren damals vor allem die gescripteten Reality-Shows, weil sie dem Publikum mehr von allem bieten konnten: Mehr Tränen. Mehr Sex. Mehr Crime.

Inka Bause will es jetzt trotzdem wieder versuchen. „Ich sage immer: Eierlikör war zwanzig Jahre lang out, jetzt wird's zum Kultgetränk. Die Talkshow ist angeblich out, aber mit mir wird’s vielleicht wieder Kult“, erzählt die Moderatorin. Bei aller Freundlichkeit sollte man nicht vergessen. Inka Bause ist Geschäftsfrau – und sich ihres Marktwerts durchaus bewusst. Darüber täuschen auch etwas flapsige Formulierungen zu ihrem Rollenverständnis nicht hinweg: „Ich bin ja jetzt auch nicht von der Straße gekratzt“. Bause sagt, das Schönste für sie sei gewesen, als es mit der Produktion von „inka!“ losging: „Ich bin einfach so ein Zirkuspferd, ich muss dann auch irgendwann anfangen“.

Es soll ein entspannter Herbst werden, in dem Bause und das ZDF sich mit ihrem neuen Format noch in der Testphase befinden. Das Gerücht, sie hätte Steffen Henssler mit seinen zuletzt schwächelnden „Topfgeldjägern“ aus der nachmittäglichen TV-Komfortzone vertrieben, will Bause aber nicht bestätigen. Offiziell heißt es, Henssler pausiert. Es scheint, als halte sich das ZDF mit seiner Sendungsplanung derzeit alle Türen offen: Talk oder Kochshow am Nachmittag, Hauptsache, dem Zuschauer schmeckt’s.

„inka!“, Montag, ZDF, 15 Uhr 05

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