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Medien: Ist die Serie „Desperate Housewives“ frauenfeindlich?

Der Wind dreht. 30 Jahre lang war es Konsens, dass Geschlechtersatire auf folgenden Grundsätzen beruht: Die sympathischen Hauptpersonen sind Frauen, die in ihren Neurosen liebenswürdig sind, während ihre heterosexuellen Männer etwas einfältig, etwas unansehnlich, etwas verständnislos und in ihrer gesamten Ausstrahlung etwas jämmerliche Karikaturen darstellen, über die man auch als Mann schadenfroh lachen konnte.

Von Andreas Oswald

Der Wind dreht. 30 Jahre lang war es Konsens, dass Geschlechtersatire auf folgenden Grundsätzen beruht: Die sympathischen Hauptpersonen sind Frauen, die in ihren Neurosen liebenswürdig sind, während ihre heterosexuellen Männer etwas einfältig, etwas unansehnlich, etwas verständnislos und in ihrer gesamten Ausstrahlung etwas jämmerliche Karikaturen darstellen, über die man auch als Mann schadenfroh lachen konnte. Nur ein schwuler Mann ist ein guter Mann, auch das war lustig.

Höhepunkt dieser Konstellation war „Sex and the City“. „Desperate Housewives“ ist das Gegenteil. Hier sind die Frauen Objekt der Satire. Da wird eine Hausfrau, die ihrem Mann und ihren Kindern ein ökologisch korrektes Menü kocht, der Lächerlichkeit preisgegeben. Ihr perfektes Aussehen, ihre korrekte Strenge, der Aufwand, mit dem sie den Haushalt sauber hält, stellt sich als Werk einer hexenhaften Furie dar, während der vernünftige, sensible Ehemann – wann hat man so einen zuletzt gesehen – dem ganzen durchtriebenen Frauenzirkus hilflos ausgeliefert ist. Natürlich stürzen sich alle alleinstehenden Nachbarinnen sofort in eifersüchtiger Konkurrenz auf einen Klempner, der neu in die Straße gezogen ist. Hauptsache, irgendein Mann, wobei ein Klempner für eine Hausfrau durchaus praktisch sein kann. Auf der untersten Stufe der Satireleiter steht die kinderreiche Mutter, die von einem Flohzirkus missratener kleiner Söhne an den Rand des Wahnsinns getrieben wird. Sie hat einst auf ihren Aufstieg zur Firmenchefin verzichtet und wenn die Ex-Konkurrentin sie fragt, wie sie ihr Hausfrauendasein so findet, so, heuchelt sie: „Das ist der beste Job, den ich je hatte“.

Die Frauen heucheln, lügen, leiden unter ihrem Frausein, sie sind gemein und tyrannisch, sie fühlen sich durchweg defizitär. Dieses Frauenbild darf man frauenfeindlich nennen. Oder liegt es daran, dass schon der Begriff „Hausfrau“ in Deutschland als diskriminierend gilt? Die feministische „Deutsche Hausfrauengewerkschaft“ hat „Hausfrau“ aus ihrem Namen gestrichen. Aus Scham? Dass der Autor der Serie, Marc Cherry, sich als schwuler Republikaner outet, versprach schön Gemeines und Fieses. In der Tat ist diese Serie in ihren Brechungen genial. Nur: Darf man überhaupt über Frauen lachen? Nein. Männer sollten es jedenfalls nicht, schon, um es sich nicht zu verscherzen. Also Jungs, wenn ihr die Serie mit euren Partnerinnen im Bett anschaut: Lacht nicht an der falschen Stelle.

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