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Medien: Ist Nofretete nicht echt?

Wer weiß was, wer verbirgt was? Ein RBB-Film begibt sich auf Spurensuche

War sie in Kiste 28 oder 34, als die Kunstschätze der Berliner Museen in den letzten Kriegstagen 1945 ausgelagert wurden? Stand im Ägyptischen Museum jahrelang eine Kopie, vielleicht sogar eine, die Adolf Hitler anfertigen ließ? War das Original als Reparationszahlung in die USA gelangt? Gab es 1913 überhaupt eine ordentliche Fundteilung? Haben die Ägypter doch Recht, wenn sie mit schöner Regelmäßigkeit das berühmteste Stück der Berliner Sammlungen, die „bunte Königin“ Nofretete, zurückfordern?

Fragen, Rätsel und Verschwörungstheorien: Die Büste der Nofretete ist noch immer für Aufregung gut. Wie konnte der Wehrmachtsoffizier Etzard Volkerts behaupten, die Büste noch am 5. April 1945 in Berlin gesehen zu haben, wo sie doch laut Transportliste zur gleichen Zeit in Thüringen angekommen war? Wie lange war Nofretete im Privathaus des Sammlers und Mäzens James Simon in Berlin zu sehen? Warum wurde sie erst elf Jahre nach dem Fund der Öffentlichkeit präsentiert? Hatte der Archäologe Ludwig Borchardt die ägyptischen Kollegen bei der Fundteilung betrogen?

Ein Dokumentarfilm des RBB, mit dem der Sender seine dreiteilige Reihe „Schatzkammer Berlin“ abschließt, kehrt diese Fragen noch einmal zusammen und kombiniert sie zu einem höchst spannenden, wenn auch nicht unangreifbaren Kunst-Krimi. Einem Krimi, an dem auch die Informationspolitik der Staatlichen Museen und der Deutschen Orientgesellschaft ihren Anteil hat: Thomas Hauer, Autor des polemischen Beitrags, erzählt von verschwundenen Dokumenten, Veröffentlichungsverboten, abgeschmetterten Interviewanfragen, und suggeriert eine Vertuschungspolitik. Auch wenn an der Echtheit der Nofretete keiner mehr zweifelt: Die Staatlichen Museen, die im Rahmen ihrer Kooperation mit dem ZDF im Sommer einen eigenen Beitrag zeigten – das opulent bebilderte Begleitbuch von Carola Wedel ist gerade erschienen –, werden sich über diesen Film nicht freuen.

Das Rätsel der Nofretete. RBB, 13.12., 21 Uhr 15. – Carola Wedel, Nofretete und das Geheimnis von Amarna, Philipp von Zabern Verlag, Mainz 2005, 96 S., 29,90 €.

Christina Tilmann

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