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Medien: Jetzt aber bimedial

Maifeier im RBB: Neues Inforadio, neue Direktoren

Beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk denken sie in zwei Dimensionen, in den Amtszeiten der Anstaltsspitze und in Gebührenperioden. Beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) fällt das mit Senderchefin Dagmar Reim zusammen. Reim beginnt am 1. Mai ihre zweite fünfjährige Amtsperiode, und sie macht sich Sorgen um die RRB-Finanzen. Nach ihren Angaben sieht der Sender für Berlin und Brandenburg in der nächsten Gebührenperiode 2009 bis 2012 einem Minus von rund 54 Millionen Euro entgegen. Die Intendantin wies beim Pressegespräch am Donnerstag erneut auf die Einnahmeausfälle hin, die sich aus der Quote von 14,5 Prozent Haushalten im Sendegebiet ergeben, die von der Rundfunkgebühr befreit sind. Im ARD-Durchschnitt sind es neun Prozent. Reims Vorstoß bei den ARD-Kollegen, jene Sender mit über neun Prozent Ausfall über den ARD-Finanzausgleich zu stützen, stieß nur bei einer ARD-Intendantin auf Beifall – Dagmar Reim. Sie versicherte, selbst der Ministerpräsident von Brandenburg und der Regierende Bürgermeister von Berlin stünden hinter ihr. Es wird dem RBB nicht viel nutzen.

Also horrible Kürzungen bei Hörfunk und Fernsehen? Bisher hat es die RBB-Spitze verstanden, Einsparungen zu 70 Prozent in programmfernen Etats zu realisieren und nur zu 30 Prozent bei den Programmleistungen. Denn an den Erfolgen soll nicht gerüttelt werden. Das RBB-Fernsehen ist im Ranking der sieben ARD-Dritten mittlerweile auf Platz vier vorgerückt, die Antenne Brandenburg ist Marktführer in der Region, das Inforadio der „erfolgreichste Nachrichtensender der ARD“, wie der RBB ausgerechnet hat.

Solcher Erfolg will verlängert sein. Christoph Singelnstein, Chefredakteur von Antenne Brandenburg, wird zum 1. Mai zugleich als RBB-Hörfunkdirektor arbeiten. Er löst Hannelore Steer ab, die bereits erfolgreiche ORB-Hörfunkchefin war. Steer geht in Ruhestand. Mit Steer verlässt Fernsehdirektor Gabriel Heim den Sender. Seine Aufgabe übernimmt Claudia Nothelle, die Fernsehchefredakteurin bleibt. Beide, Nothelle und Singelnstein, amtieren bis 1. Mai 2009, dann sollen beider Direktionen zusammengelegt werden. Für Intendantin Dagmar Reim ist das im digitalen Zeitalter ein notwendiger Schritt. Als „ehrlicher Makler“ soll Reinhart Binder die Fusion von Hörfunk und Fernsehen begleiten. Binder, Justitiar des Senders, wird zudem Direktor für Recht und Unternehmensentwicklung.

Denn das soll mit dem RBB passieren: die Verwandlung einer öffentlich-rechtlichen Anstalt in ein Kommunikationsunternehmen. Dafür stehen insbesondere Nothelle und Singelnstein, die in ihrem Amtsjahr nicht mit Programmrevolutionen aufwarten werden, sondern mit Arbeit nach innen, auf dass das Fernsehen an eine gemeinsame Zukunft mit dem Hörfunk glaubt et vice versa.

Keimzelle dieser und der bimedialen Bewegung ist das Inforadio, das im Haus des Rundfunks einen piccobello-feinen Neubau beziehen wird. Für das 7,2 Millionen Euro teure Sende- und Redaktionszentrum wird der Pavillon am Theodor-Heuss-Platz verlassen. Offiziell wird am 7. Mai gestartet, inoffiziell wird bereits seit vergangenem Freitag gesendet, zuweilen knirscht es noch hörbar.

Im Inneren der Glas-und-Stahlkonstruktion befindet sich ein Fernseh-Nachrichtenplatz, in dem zunächst die 13-Uhr- und die 16-Uhr-Ausgaben von „rbb aktuell“ produziert werden. Die Arbeit am Fernsehplatz ist eng mit der Inforadio-Redaktion vernetzt. Die Intention dahinter: Eines nahen (oder fernen) Tages wird ein Termin mit einem RBB-Journalisten besetzt, der das Thema multimedial ausreizt – Fernsehen, Hörfunk, online, Teletext. Bislang kommt es bei den meisten Terminen zur Rudelbildung der RBB-Mitarbeiter. Wie lange und beschwerlich der Weg zum bi-, wenn nicht multimedialen Funkhaus werden wird, zeigt, dass im Inforadio auch das Zentrum von INA, der Internen Nachrichtenagentur des RBB, sein wird. Salopp gesprochen soll im Sender die rechte Hand endlich wissen, was die linke nicht meldet. Joachim Huber

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