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Johannes B. Kerner bei der Premier zu seiner "Zeitreise-Show"

© dpa

Johannes B. Kerners Zeitreise-Show: Als ob er nie weg gewesen wäre

Johannes B. Kerner ist zurück im ZDF, mit einer Show, die "nur zu 60 Prozent Innovation" sein soll. Tatsächlich schien er der einzige zu sein, der daran Spaß hatte.

Natürlich gibt es auch Menschen aus dem Fernsehen, die man vermisst, wenn sie nicht mehr da sind oder wenn sie meinen, sich an anderer Stelle ausprobieren zu müssen: Harald Schmidt zum Beispiel, der bei Sky vor allem für sich selbst seine Show macht; Alfred Biolek, der in den 90er Jahren gezeigt hat, wie das gehen kann – das interessierte, kultivierte Gespräch am späten Abend; Roger Willemsen, der irgendwann einfach nicht mehr so richtig Lust hatte.

Hat das ZDF-Publikum Johannes B. Kerner vermisst?

Aber hat man Johannes B. Kerner vermisst? Am Donnerstagabend war der Mann mal wieder im ZDF zu sehen, nachdem man sich vor einigen Jahren nicht unbedingt um Guten getrennt hat. Er moderierte jetzt wieder eine Show, „Die große Zeitreise-Show“, die man nicht vermissen würde, wenn sie nie wieder käme – und deshalb könnte man jetzt einen hämischen Text schreiben, über Kerner, das ZDF und diese Show. Aber das machen schon alle anderen.

Kerner also. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb über ihn am Mittwoch: „Der Moderator war einmal die heißeste Ware im deutschen Fernsehen, er war die Antwort auf alles, was wegmoderiert werden musste, Fußball, Show, Talk, Galas.“ In dem Text gab es dann noch einige Querweise zu Markus Lanz und den Hinweis, dass ja auch mal Kerner der Gottschalk-Nachfolger hätte werden können – aber dann ging Kerner ja zu Sat. 1 und scheiterte dort kläglich.

Beim Fußball konnte Kerner sein Können zeigen

Und es wäre jetzt vielleicht ein wenig zu viel des Guten, wenn man nach der Karriere, die Kerner bereits hinter sich hat, von einem generellen Scheitern ausgehen würde – aber tatsächlich käme das der Wahrheit schon sehr nahe: wenn man von den Möglichkeiten ausgeht, die Kerner einmal mitbrachte, denn als er in den 90er Jahre die Fußballsendung „ran“ moderierte, galt er völlig zurecht als neuer Dieter Kürten, als neuer Harry Valerien. Es war dann auch immer vor allem der Fußball, bei dem Kerner zeigen konnte, was er kann. Als Fußballreporter wurde er ausgebildet, damals beim SFB, eine gute Ausbildung war das, aber weil ihm der Sport nicht reichte, strebte er nach anderen Möglichkeiten, dafür fehlte ihm jedoch das Talent, aber als man das ahnte, war es schon zu spät, da hatte einer bereits eine Talkshow, und wer im deutschen Fernsehen eine Talkshow hat, der will eine Samstagabendshow.

Als ob er nie weg gewesen wäre

Kerner hatte das alles, jetzt hat er immerhin wieder eine Donnerstagabendshow gehabt, die keiner braucht: die Zuschauer nicht, das ZDF nicht – und Kerner? Kerner schien tatsächlich der einzige zu sein, der Spaß hatte – das Publikum wirkte müde, die Prominenten teilnahmslos und die Ratefamilie schien man kurz vor der Aufzeichnung in der Fußgängerzone angesprochen zu haben – alle wirkten irgendwie verloren, und wenn man sich das im Fernsehen angeschaut hat, dann setzte bereits nach drei Minuten, nach einem lahmen Flughafen-Gag von Kerner, die erste Ratlosigkeit ein. Was will diese Show? Und was war jetzt genau dieses 3-D-Dingens, von dem der ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs so geschwärmt hat? Es ging um die 70er Jahre, um das antike Rom, das 19. Jahrhundert und um das Jahr 1989, die Kandidaten mussten Fragen zur jeweiligen Zeit beantworten, am Ende gewannen nicht die Prominenten, sondern die anderen, weil die besser geschätzt hatten, wie viele Menschen 1989 in der DDR gelebt haben. Zwischendurch hat Kerner gesungen, getanzt, sein Führerscheinfoto in die Kamera gehalten und eine viertel Stunde überzogen. Oliver Fuchs hat gesagt, die Zeitreise-Show „ist nur zu 60 Prozent Innovation.“ Man will gar nicht wissen, was die anderen 40 Prozent sind.

Und Kerner? Er hat sich bemüht. Er hat das nach seinen Möglichkeiten moderiert. Es war, als wäre er nie weg gewesen.

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