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Entlassen wurde Jörg Kachelmann aus der Untersuchungshaft Ende Juli.

© dpa

Wetter-Moderator: Kachelmann und das Druck-Gebiet

Jörg Kachelmanns Firma Meteomedia geht es gut. Doch ein Anteilseigner fürchtet sich um ihren Ruf.

Privat darf Jörg Kachelmann ein wenig aufatmen, nachdem er am 29. Juli aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. Doch geschäftlich gibt es für den 52-Jährigen jetzt bei seiner Wetterfirma Meteomedia einiges zu regeln. Sein Mitgesellschafter Frank Werner ist als Mitglied des Verwaltungsrates zurückgetreten. Im Gremium verbleiben damit Kachelmann als Präsident und sein Stellvertreter Norbert Steffen. In einer Generalversammlung muss nun geklärt werden, wer Werner folgt – oder ob am Ende doch Kachelmann seinen Rückzug aus dem Verwaltungsrat erklärt, so wie es Werner fordert.

Medieninvestor Werner, dem auch Finanztitel wie „Euro“ und „Euro am Sonntag“ gehören, hält auch weiterhin 38 Prozent der Anteile an der im schweizerischen Gais ansässigen Meteomedia AG. Er fürchtet, dass Kachelmann der Firma schadet. „Es sind weniger die strafrechtlichen Vorwürfe der Vergewaltigung, die vom 6. September an vor Gericht geklärt werden müssen, als vielmehr die Nebengeräusche aus dem Privatleben, die bedauerlicherweise an die Öffentlichkeit gelangt sind“, sagte Werner dem Tagesspiegel. „Die Firma ist nun damit konfrontiert, dass in den Medien die Zuverlässigkeit von Herrn Kachelmann infrage gestellt wird. Wenn vom privaten auf den geschäftlichen Kachelmann geschlossen wird, könnte das ein Problem geben.“

Wenn er jetzt den Rückzug von Kachelmann fordere, handele es sich keineswegs um einen Machtkampf bei Meteomedia, sagte Werner: „Es geht nicht um die Frage, er oder ich, sondern darum, die Firma zu optimieren.“ Da es kein Einverständnis über die zukünftige Rolle von Kachelmann gab, habe er den Posten am 1. Juli niedergelegt – da saß Kachelmann noch in Untersuchungshaft. „Ich habe nach seiner Entlassung versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen, um über die Firma zu sprechen, ich habe keine Rückmeldung von ihm bekommen“, sagte Werner. Weder Steffen noch Kachelmanns Anwälte wollten sich am Mittwoch auf Anfrage zu Werners Forderung nach Kachelmanns Rückzug äußern.

Kachelmann hält 49 Prozent der Anteile an Meteomedia, die restlichen Anteile entfallen auf Peter Balsiger und die Meteomedia AG selbst. Die 1990 gegründete Firma ist Kachelmanns Lebenswerk. Die Hälfte ihres Geschäfts macht sie mit Wetterdaten für Firmen, unter anderem für die Energie-, Logistik- und Versicherungsbranche. Zu den wichtigsten Kunden gehört die ARD, für die Meteomedia das „Wetter im Ersten“ produziert. Der Sender hält bisher weiter an der Geschäftsbeziehung mit Meteomedia fest. „Die Zusammenarbeit läuft reibungslos“, teilte ein Sprecher mit. Auch keiner der anderen Kunden habe die Zusammenarbeit mit Meteomedia beendet, ist aus der Firma zu hören. Werners Sorge, Kunden könnten verprellt werden, scheint also vorerst unbegründet. Finanziell geht es der Meteomedia AG gut. Für 2009 soll Meteomedia einen Bilanzgewinn von 4,85 Millionen Schweizer Franken (3,56 Millionen Euro) ausgewiesen haben.

Ob und welche Auswirkungen der Prozess auf die Meteomedia AG hat, wird sich ab September zeigen, wenn sich Kachelmann vor dem Mannheimer Landgericht wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung seiner Ex-Freundin verantworten muss.

Am Mittwoch gab es eine Wende im Rechtsstreit zwischen Kachelmann und bild.de. Das Nachrichtenportal darf nach eigenen Angaben wieder über das Ermittlungsverfahren gegen den Wettermoderator berichten, da Kachelmann auf das gerichtliche Verbot gegen bild.de verzichtet habe. Das sei im Rahmen einer mündlichen Verhandlung vor dem Landgericht Köln bekannt geworden. Mit einer einstweiligen Verfügung habe Kachelmann die Berichterstattung über einzelne Aspekte aus der Ermittlungsakte zunächst verbieten lassen wollen.

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