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Katharina Saalfrank wirft hin: Schwarze Pädagogik

RTL und die „Super Nanny“ trennen sich. Der Sender sieht das Format in einer "Reifephase", die Diplom-Pädagogin Katharina Saalfrank sieht die erzieherischen Inhalte vom Privatsender "massiv in den Hintergrund" gedrängt

RTL stellt die „Super Nanny“ ein. Genauer, der Privatsender hat das Coaching-Format bereits eingestellt. In einer Mitteilung vom Samstag heißt es, am 16. November sei die letzte Folge der aktuellen Staffel ausgestrahlt worden. Eine Fortsetzung wird es nicht geben. „Die Super Nanny“ ist seit September 2004 bei RTL gelaufen, 145 Folgen lang. Hatte die erste Staffel in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen noch einen Marktanteil von 24,1 Prozent erzielt, so reichte es beim Finale noch für 17,2 Prozent. Damit lag „Die Super Nanny“ unter dem Senderschnitt.

RTL mühte sich, das Ende des Formats als gemeinsame Entscheidung von Sender und Hauptakteurin, der Diplom-Pädagogin Katharina Saalfrank, darzustellen. Die Entscheidung sei zusammen getroffen worden. „Trotz noch immer akzeptabler Quoten sind wir unübersehbar in einer Reifephase angekommen“, sagte der Bereichsleiter Comedy & Real Life bei RTL, Markus Küttner, Er dankte Saalfrank für ihren „großen Einsatz“. Sie habe das Format über die Jahre zu ihrem eigenen gemacht und durch ihre Vorstellungen weiterentwickelt. „Dabei galt ihr Engagement über das professionelle Maß hinaus immer auch insbesondere den Interessen der Kinder und Familien.“

Saalfrank wiederum bedankte sich für die Zusammenarbeit und bat Fans um Verständnis: „In meiner TV-Arbeit sind mir Authentizität und Nachhaltigkeit wichtig und ich bin dankbar, dass wir mit ,Die Super Nanny’ über Jahre hinweg ein erfolgreiches nicht gescriptetes Reality Format etabliert haben, das mit meinen Idealen im Einklang war.“ Sie sei froh, dass sich mit der „Super-Nanny“ ein Format ohne vorgefertigte Dialoge etabliert habe. Es sei möglich gewesen, ein vielfältiges Familienleben zu zeigen und auch kritische Themen zu bearbeiten. „Die Sendung hat dazu beigetragen, dass zunehmend akzeptiert wird, sich Beratung zu holen.“

Aus diesen Sätzen ist herauszulesen, was die Trennung, wenn nicht ausgelöst, so doch stark befördert haben mag. Saalfrank betont die Authentizität der Sendung, die eben nicht ein „gescriptetes Reality Format“ sein musste. Das Privatfernsehen und Marktführer RTL zumal legen bei dieser Form immer stärkeres Gewicht auf Inszenierung nach Drehbuch. Die gelenkte Dramaturgie erlaubt mehr Spannung, Emotion, mehr Zuschauerkitzel zum Zwecke höherer Quoten.

Aus dem Umfeld von Katharina Saalfrank ist zu hören, dass sich die Vorstellungen von Sender und Protagonistin über die Zukunft der „Super Nanny“ deutlich auseinanderbewegt haben. Laut „Spiegel“ hat Saalfrank genug vom Boulevardkurs des Privatsenders. Das Magazin zitierte aus einer Mail Saalfranks an RTL-Verantwortliche, in der sie kritisierte, dass ihre erzieherischen Inhalte in diesem Jahr „massiv in den Hintergrund“ gedrängt worden seien. „In meiner Arbeit als Fachkraft in diesem Format wurde extrem und teilweise sogar gegen pädagogische Interessen eingegriffen.“ Dies sei sicher der „Entwicklung des medialen Marktes“ hin zu inszenierter Realität geschuldet. Das komme für sie nicht mehr infrage. RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer  wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Joachim Huber

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