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Medien: Kein Schaden

Die Inneneinrichtung könnte noch mal überarbeitet werden: Das Resopal-Gebilde, an dem Boris Becker künftig seine Gäste empfängt – zum Auftakt seines Talks den Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld vom FC Bayern München –, dieses Gebilde scheint doch etwas überdimensioniert zu sein. Und die grünen Äpfel, die ein mutmaßlich vom Ikea-Katalog inspirierter Requisiteur auf seine Mitte drapiert hat, retten es auch nicht mehr.

Die Inneneinrichtung könnte noch mal überarbeitet werden: Das Resopal-Gebilde, an dem Boris Becker künftig seine Gäste empfängt – zum Auftakt seines Talks den Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld vom FC Bayern München –, dieses Gebilde scheint doch etwas überdimensioniert zu sein. Und die grünen Äpfel, die ein mutmaßlich vom Ikea-Katalog inspirierter Requisiteur auf seine Mitte drapiert hat, retten es auch nicht mehr. Womit Hohn und Spott über diese Ausstrahlung des Deutschen Sport-Fernsehens DSF indes ihr Ziel bereits erreicht haben. Ansonsten nämlich: Boris Becker plaudert mit einem Gast, er macht das sehr nett, er ist sehr gut vorbereitet, er ist nicht Boris Becker, wie man ihn kennt oder zu kennen glaubt. Im Zentrum steht der Gast, steht nicht der Star. Becker, dem einst der „Spiegel“ einen Titel mit der Programmzeile „Ich“ widmete, nimmt sich zurück, nimmt seinen Job ernst und nicht seinen Status. Sehr angenehm das alles, und auch, dass er gar nicht erst so tut, als werde er die Form der Befragung neu erfinden.

Dass er zu Beginn etwas hölzern am Konzept klebt und sich festhält an den vorbereiteten Fragen? Nun denn, Aufregung und Verlegenheit stehen auch dem Talkdebütanten Boris Becker gut und menschlich zu Gesicht. Das legt sich schon nach dem Werbeblock und wird vollends frei, als Becker lachend selbst sein Bild vom „Darmdurchbruch, der an die Nieren ging“ korrigiert. Dass etwas viel Biografisches von Ottmar Hitzfeld abgefragt wird und man wenig bis nichts Neues über den Trainer erfährt? Nun denn, erfährt man bei den Profis der Branche immer mehr? Bei Sandra Maischberger vielleicht, die Becker zuvor auf n-tv einvernahm (ein gelungener Doppelpass; was Wunder, wo doch Produzent beider Sendungen Friedrich Küppersbusch ist). Immerhin gelingt es Becker, Hitzfeld zu Äußerungen zu bewegen, aus denen leicht rauszuhören ist, dass die Liaison zwischen ihm und dem FC Bayern mindestens in einer Krise steckt und der Flirt mit dem FC Chelsea mehr ist als nur ein Small Talk. Und dass FC-Bayern-Präsident Franz Beckenbauer sich abspricht mit Hitzfeld, bevor er ihn am Tag darauf in der „Bild“ niedermacht, wie Hitzfeld erzählt, ist zwar unglaubwürdig, aber eine hübsche Interpretation des derzeitigen Trainer-Mobbings beim FC Bayern. Was also überwiegen wird in Zukunft, die Information oder die Unterhaltung, das ist noch offen, und auch ob die Welt ein Format braucht, in der ein Guru der Unterhaltung die Menschwerdung versucht und sich wohlmeinend wohlmeinende Gäste einlädt. Schaden wird sie nicht davon nehmen.

Den Einstand von Boris Becker als Talkmaster sahen 440 000 Zuschauer – für das DSF eine überdurschnittliche Einschaltquote.

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