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Medien: Kino und Knete

Thomas Gottschalk steigt beim Sender Tele 5 ein

Der König war gekommen. Und beim Spielfilmsender Tele 5 waren alle glücklich. Der Spartenkanal hat sich vor einem Jahr auf das Abspielen von Kinofilmen spezialisiert und nun Thomas Gottschalk eingekauft – als Kinoexperten und strategischen Partner. So eine Nachricht verkündet man nicht nebenbei. Da lädt man als Münchner Fernsehsender in das Hotel Bayerischer Hof, in den dortigen Königssaal. Der Name der Örtlichkeit sei kein Zufall, sagte Tele 5-Boss Herbert Kloiber zur Begrüßung.

Thomas Gottschalk, lebende „Wetten dass..?“-Legende, Haribo-Gesicht, „Bunte“-Kolumnist, Wahl-Kalifornier, wird mit 56 Jahren seinem Medienschaffen eine weitere Wendung geben. Als Radiomoderator hatte er einst angefangen, heute lebt der blondlockige Franke mit dem anerkannten Schnoddermaul als Europas größte Fernsehshow moderierende Marke Gottschalk. Viel war deshalb vom Gottschalk-Haussender, dem ZDF, die Rede. Er habe dem Markus Schächter, Intendant des ZDF, persönlich gestanden, was er bei Tele 5 vorhabe, plauderte die aus Malibu eingeflogene Showgröße, an diesem Tag mit einer Art Hawaii-Hemd mit Blümchenapplikationen gewandet. Herbert Kloiber, Chef der Tele 5-Mutter Tele München und größter Filmhändler Europas, sekundierte: „Wir haben alles genau mit dem ZDF abgesprochen.“ Schließlich will es sich Kloiber mit seinem Filmkunden ZDF nicht verscherzen.

Auch in Mainz gibt man sich entspannt: „Das Engagement bei Tele 5 war Thema unserer Gespräche mit Thomas Gottschalk“, sagt ZDF-Sprecher Walter Kehr. Erst im Oktober wurde der Vertrag des Moderators bis 2010 verlängert. Doch ein kleiner Abschied schwingt mit. Gottschalk wird für das ZDF nur noch seine Paradedisziplin bestreiten. Außer sechs „Wetten, dass..?-Folgen pro Jahr übernimmt er nur noch die Moderation der „Goldenen Kamera“ für das ZDF. Mit dem Versuch, Gottschalk in krampfhaft auf ihn gepolten Formaten wie „Gottschalk zieht ein“ oder „Der große Drei-Länder-Check“ einzusetzen, ist Schluss in Mainz.

Gottschalks kreative Restenergie gehört nun Tele 5. Auf einigen Spaziergängen im Sommer durch das schöne Salzkammergut, wo Gottschalk wegen der Salzburger Festspiele weilte, hat Klassikfan Kloiber die nötige Überzeugungsarbeit geleistet. Man kennt sich aus gemeinsamen Privatradio-Gründerzeiten in München. An neuer Wirkungsstätte soll Gottschalk eine Hollywood-Kolumne liefern, Filmreihen präsentieren und vor allem mit seinem Gesicht für Tele 5 werben – im Fernsehen, im Radio, im Internet, im Kino. Kloiber gehört mehrheitlich auch die Kinokette Cinemaxx. Losrollen soll die Tele-5-Gottschalk-Kampagne im Frühjahr 2007. Im Gegenzug wird der Neuzugang in Form von Gewinnausschüttungen an der Unternehmensentwicklung beteiligt.

200 000 Zuschauer hat Tele 5 aktuell im Schnitt am Abend. Bei „Wetten dass..?“ versammelt Gottschalk regelmäßig 13 Millionen. Aber die Zuschauerzahlen des Spielfilmsenders steigen. „Wir wollen gemeinsam nach oben“, hallte es durch den Bayerischen Hof. Gottschalk verkauft nun neben Haribo noch Tele 5 – und will sich auch im Kinogenre treu bleiben: Einen feuilletonistischen Ansatz, so der Moderatorenkönig, wolle er in seiner Spätblüte nicht mehr entwickeln.

Simon Feldmer

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