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Kommentar: Disco!

ARD und ZDF wollen mit einem Jugendkanal wieder jung werden. Ein Projekt, das längst zu spät kommt..

Es war kein offizielles Projekt, aber erfolgreich war es. ARD und ZDF haben sich über die Jahre um junge Zuschauer erkennbar nicht gekümmert. Die haben das begriffen, sind gegangen und von den Privaten mit offenen Armen aufgenommen worden. ARD & Co. haben RTL & Co. stark gemacht. Die Publika der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme haben ein Durchschnittsalter von 60 Jahren, RTL hält bei 47 Jahren, Pro 7 bei 35 Jahren.

Bei den öffentlich-rechtlichen Illusionisten ist alles heilbar. ARD und ZDF werden zwei Digitalkanäle für ein neues Jugendprogramm fusionieren. Ein Zuschauerleben von der Wiege bis zur Bahre wird Planprogramm: Bis 14 Jahre schaut der Zuschauer Kika, zwischen 14 und 29 Jahren den künftigen Jugendkanal, die 30- bis 49-Jährigen schalten Einsfestival und ZDFneo ein, die Älteren schätzen das Erste und das Zweite, Ruheständler finden sich in den Dritten wieder. Gestorben wird auch, und zwar in der regelmäßigen Themenwoche „Tod“.

In der Realität haben die Öffentlich-Rechtlichen mindestens zwei Generationen Zuschauer verloren. Bei den 16-, 20-, den 30-Jährigen ist die Akzeptanz der GEZ-Sender verheerend. Ein eigener Jugendkanal sendet das Signal aus: Wir hängen in unserer Seniorenresidenz eine Discokugel im Keller auf, und in der Beletage gibt es weiter den Tanztee. Das Image von ARD und ZDF wird über das erste und das zweite Programm ausgebildet – und wer da keine Jugend in den Sendungen hat, der hat auch keine Jugend vor den Bildschirmen. Ein Jugendkanal wird die geeignete Ausrede sein, auch noch die letzte Anstrengung aufzugeben.

Die private Konkurrenz ist da nüchterner, auch illusionsloser. Mit dem Kampf um die ewige Jugend wird keine Siegeserwartung verbunden. Nur wer sich in seiner Jugend zum Fernsehzuschauer ausgebildet hat, der bleibt sein Leben lang Fernsehzuschauer. Das junge bis sehr junge Publikum aber lebt diese TV-Biografie längst nicht mehr. Die Generation Youtube pfeift auf Sender und lineares Programmangebot, sie liebt nur noch Inhalte. Wie reagieren die Privaten? RTL erweitert die Zielgruppe der TV-Anhänger auf bis zu 59 Jahre, Sat 1 gründet „Sat 1 Gold“. Fischen, wo die Fische sind.

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