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Kommentar: Sei schlauer, werd’ Bauer

Das muss endlich mal zusammengedacht werden. Je weniger Bauern es in diesem Land gibt, desto mehr Bauern gibt es im deutschen Fernsehen, desto mehr Zuschauer wollen Bauern sehen.

Die fünfte Staffel der RTL-Suchaktion war die bisher erfolgreichste. Im Schnitt haben 7,99 Millionen Deutsche Montag für Montag eingeschaltet, um zu erfahren, ob das mit Ziegenwirt Willi und Karola was wird, wann der Milchbauer Josef die Thailänderin Narumol in seinen Stall holt. Der dümmste Bauer hat die größten Quoten.

Seitdem „Bauer sucht Frau“ 2005 bei RTL gestartet ist, ist die Zahl der Vollbauern und Vollbäuerinnen (oder heißt das Vollzeitbauern/Vollzeitbäuerinnen?) in Deutschland weiter gesunken. Knapp eine halbe Million meldet das zuständige Bundesministerium. Das ficht die Bauern nicht an, sie machen Getöse für Millionen. Erst produzieren sie viel zu viel Milch, um die sie keiner gebeten hat. Anschließend dann brausen sie mit ihren hochsubventionierten Dieseltraktoren nach Berlin, um mehr Staatsknete für ihre selbst geschaffenen Milchseen herauszuholen. Das klappt immer. Der Bauer als Ernährer des Fernsehvolks schafft es Jahr für Jahr, dem Verbraucher ein schlechtes Gewissen einzureden.

„Bauer sucht Frau“ passt da wie die Gabel ins Heu. Das arme Bäuerlein, redlich, fleißig, einsam, immer älter und noch immer unbeweibt (was sagen eigentlich die 39 Prozent Bäuerinnen im Land?). Ein Schuft, wer da nicht die Daumen drückt, auf dass es in der Kuppelshow für Maurizio und Carsten klick macht. Glückliche Bauern = glückliche Kühe = glückliche Milch: So glotzt der Städter romantisch vor sich hin und delektiert sich an Landluft, Landlust, Landliebe und Landeiern.

Jetzt sind ARD und ZDF dran. „GEZ-Fahnder sucht Frau“, vielleicht nicht der Quotenhammer und doch pure Grundversorgung. Auch Kontrollettis haben ein Recht auf Glück mit Frau.

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