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Medien: Kommentar: Was ihr wollt

Der 11. September, das Datum des Jahres, schafft ein Vorher und ein Nachher.

Der 11. September, das Datum des Jahres, schafft ein Vorher und ein Nachher. Laut "Programmbericht zur Lage und Entwicklung des Fernsehens in Deutschland" haben die Unterhaltungssendungen in den Programmen mehr und mehr zugenommen - bis zum 11. September. Danach wuchs der Anteil der Information, das Publikum suchte nach politischer Orientierung.

Die Bla-Bla-Talkshows, die witzigen oder nicht witzigen Comedys stehen seitdem unter Rechtfertigungsdruck. Verfallszeiten haben sich verkürzt. "Big Brother" in vierter Staffel scheint ausgeschlossen. Party-Luder auf der "Wetten, dass ..."-Couch kommen nicht als Idole, sondern als Hühner heraus. Es wird weiter unter Niveau gekichert, aber das schlechte Gewissen ist dazu gekommen. Durch jedes Späßchen scheint der neue Ernst der Lage durch. Das nächste Jahr ist ein Jahr mit Bundestagswahl, zudem ein Jahr mit dem Vorzeichen einer wirtschaftlichen Rezession.

Was das für das Fernsehen in Deutschland bedeutet? So wenig ausgemacht ist, wohin sich die gesellschaftlichen Grundströmungen ausrichten werden, so wenig ist die Zukunft des Mediums vorhersehbar. Denn das Fernsehen hat sich vom Angebots- zum Nachfragemedium entwickelt. Gesendet wird, was eingeschaltet wird. Wenn die politische Information aktuell in die Programme und in die Primetime drängt, kann schon morgen die Gegenbewegung einsetzen. Die Spannung zwischen dem legitimen Bedürfnis nach Unterhaltung und dem notwendigen Bedürfnis nach Information gehört zum Fernsehen, seit es das Fernsehen gibt. Entschieden ist da nichts.

jbh

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