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Medien: Konflikt auf den Kopf gestellt Russischer Botschaftssprecher sieht ARD bei den Tschetschenen

Herr Grabar, die russische Botschaft hat die Kritik an der ARDBerichterstattung über die Geiselnahme in Moskau erneuert. Worum geht es Ihnen?

Herr Grabar, die russische Botschaft hat die Kritik an der ARDBerichterstattung über die Geiselnahme in Moskau erneuert. Worum geht es Ihnen?

Wir sind schockiert, weil die Moskau-Korrespondenten versuchten, die Geschichte des Konflikts auf den Kopf zu stellen. Es sah so aus, als ob arme verzweifelte Terroristen, mit denen niemand sprechen will, gezwungen seien, Geiseln zu nehmen. Dabei wissen die deutschen Journalisten bestimmt, dass die russische Regierung mehrmals versucht hat, mit den Terroristen und mit der Regierung Maschadow zu sprechen. Es gab aber von tschetschenischer Seite zu keiner Zeit eine Bereitschaft zu kooperieren. Wir sind noch immer bereit, über die politische Lösung des Konflikts zu verhandeln – aber auf keinen Fall mit Terroristen.

Ist es angesichts der restriktiven Informationspolitik der russischen Regierung nicht nachvollziehbar, dass Journalisten mit allen möglichen Betroffenen sprechen?

Selbstverständlich. Nicht nachvollziehbar ist es jedoch, ständig nach Motiven zu suchen, die den Terrorismus rechtfertigen. Niemand im Westen würde Bin Laden rechtfertigen.

Wie sehen Sie die Aufgabe der Medien – der russischen und der deutschen – im Tschetschenien-Konflikt?

Die Medien existieren, um die Regierung zu kritisieren und die offiziellen Quellen zu hinterfragen. Aber sie müssen sich auch ihrer Selbstverantwortung bewusst sein. Journalisten müssen wissen, dass Informationen Schaden anrichten können. Es ist nicht korrekt, Informationen zu unterdrücken, um eine bestimmte Sicht der Dinge zu vermitteln. Noch einmal: Die ARD hat versucht, aus Banditen Menschenrechtskämpfer zu machen.

Die in Russland geübte Medienkritik gilt hier als Vorbote einer neuen Zensur. Zu Recht?

Diese Geschichten über die Unfreiheit der Medien in Russland sind lächerlich. Es genügt, die russische Presse zu lesen, um zu verstehen, dass die Pressefreiheit gewährleistet ist. Die deutschen Journalisten tun so, als ob sich bei uns in den letzten 15 Jahren nichts geändert habe. Wir sollten den Kalten Krieg überwinden. Meine Kritik an der ARD war ein Angebot zu diskutieren. Ich wundere mich über die negativen Reaktionen.

Das Gespräch führte Amory Burchard .

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