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© BR/Bildarchiv

KRIMI: Die Lücke bleibt

Im „Polizeiruf 110“ des BR stirbt Jörg Hube als Kommissar Friedl Papen nun auch den Filmtod

Die traumatischen Bilder werden sie begleiten. Kommissar Friedl Papen, der väterliche Kollege auf dem Münchner Kommissariat, wird vor Uli Steigers (Stefanie Stappenbeck) Augen Opfer einer Autobombe und stirbt sofort. Ein Albtraum. Steiger hatte zuvor kurzerhand die Leitung eines Einsatzes übernommen. Ein Banküberfall, eine Frau mit einer um den Hals geschnallten Zeitbombe und mit einem Koffer voller Geld. Die Uhr tickt, die Atmosphäre ist hochgradig gespannt. Gerade mal 40 Minuten im ersten Einsatz, sagt Steiger später, und schon ist alles aus und vorbei. Ihre Vorgesetzte Angela Andrae (Traute Hoess) entzieht ihr den Fall und entbindet sie vom Dienst. Es ist fraglich, wann und wie Steiger wieder eingesetzt wird. Doch ihr lässt der Fall keine Ruhe, und so ermittelt sie verdeckt und auf eigene Faust, nur der etwas behäbige, aber gutmütige Kollege Elmar Munschau (Antoine Monot jun.) ist bereit, ihr aus dem Kommissariat Informationen zuzuschustern.

Es ist nicht einfach, wenn ein etabliertes Fernsehformat im Wandel begriffen ist. Wenn, wie etwa im Münchner „Polizeiruf 110“, Hauptdarsteller Edgar Selge nach 17 Filmen im „Endspiel“ zusammen mit Michaela May geht und somit die beiden Hauptrollen neu besetzt werden müssen. Eigentlich war dafür in München eine wunderbare Lösung gefunden worden – mit dem so ungleichen Ermittlerduo Stefanie Stappenbeck und Jörg Hube. Nach der schweren Erkrankung Hubes und einem zuvor abgedrehten, äußerst gelungenen Einstand im „Polizeiruf 110 – Klick gemacht“ (Regie: Stephan Wagner), stirbt Hube und es werden zwei weitere Fälle mit Stefanie Stappenbeck allein gedreht. Nach „Die Lücke, die der Teufel lässt“ und „Zapfenstreich“ (Regie: Christoph Stark; ARD, 9. Mai) wird schließlich Matthias Brandt ab 2011 in der bayerischen Metropole ermitteln. Ein weiterer Umbruch.

Dieser zweite Fall nun, „Die Lücke, die der Teufel lässt“, war ursprünglich noch für Stappenbeck und Hube geschrieben worden. Nach Hubes Tod musste das Drehbuch von Autor Dirk Kämper und Regisseur und Koautor Lars Montag mehrfach geändert werden. Vielleicht liegt ja genau hierin die Krux dieses zweiten Uli-Steiger-Falles, denn vor allem die Lücke, die Jörg Hube alias Friedl Papen hinterlässt, mag hier nicht wirklich geschlossen werden. Vieles wirkt konstruiert und unglaubwürdig. Die Lücke ist durch den ganzen Film spürbar wie der Versuch, sie mit anderen Akteuren zu füllen. Etwa mit der eigenwillig skurrilen Figur des Georg Pranger, dargestellt von Franz Xaver Kroetz, einem anderen bayerischen Urgestein. Pranger wohnt in einem Wohnwagen in der neuen Häusersiedlung, daneben sein leer stehendes Haus, das er an Steiger zur Untermiete vergibt. Sie streiten sich ab und an, Kroetz grantelt und mosert, und abends reden sie schon mal über diese kaputte und verrohte Welt miteinander, über Papens Tod auch. Kroetz ist der anarchistische Weltverbesserer, der Outlaw in dieser Siedlung, in der Moral und Anstand und das Miteinander längst verloren gingen.

„Polizeiruf 110 – Die Lücke, die der Teufel lässt“, ARD, 20 Uhr 15

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