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Medien: Kühlen Rechner bewahren

Stürzt der PC im Sommer plötzlich ab, hilft nur eins: Abschalten und für bessere Belüftung sorgen

Die Berliner Internet-Firma Strato betreibt in der Hauptstadt eines der größten Rechenzentren der Republik. Millionen von Webseiten laufen auf ihren Computern. Zu den interessantesten Besonderheiten des Rechenzentrums zählen jedoch die kurios anmutenden Plastikpergolas über jedem Computerregal, die so ganz untechnisch wirken, aber eine außerordentlich wichtige Funktion für den zuverlässigen Betrieb der Anlage haben: Erst nach dem Anbau der Plastikdächer funktionierte die Frischluftzirkulation so, dass die im Dauereinsatz laufenden Maschinen nicht den vorzeitigen Hitzetod erleiden. Was für Strato im Großen gilt, stellt im Sommer auch für die Privatanwender ein Problem dar, das man nicht unterschätzen sollte. Bei Temperaturen über 30 Grad kommt auch der Computer unterm Schreibtisch ins Schwitzen. Auch den hochgezüchteten Laptops macht die Hitze zu schaffen. „Wenn der Computer im Sommer einfach stehen bleibt, muss man sich nicht wundern“, so Strato-Technikvorstand René Wienholtz.

WELCHE BAUTEILE SIND GEFÄHRDET?

Die größte Hitzeentwicklung entsteht im Prozessor. Bei Taktraten jenseits der drei Gigahertz liegt die Oberflächentemperatur auf dem Niveau einer voll aufgedrehten Herdplatte. Ebenfalls ständig auf Frischluft angewiesen sind die superschnellen 3D-Grafikkarten. Auch Festplatten leiden unter der Hitze, wenn ihnen der nötige Platz zur Kühlung fehlt. Besonders die extrem schnell drehenden Platten, die eine hohe Datenübertragung sicherstellen, können sich so stark erwärmen, dass es im Dauerbetrieb zu Beschädigungen und somit zu Datenverlust kommen kann. Für Systemabstürze im Sommer sind allerdings vor allem die Bausteine des Arbeitsspeichers verantwortlich, sagt Technikexperte Wienholtz. „Die RAM-Bausteine verbrauchen viel Strom und erwärmen sich darum stark. Reicht die Kühlung nicht aus, wird die Siliziumstruktur dauerhaft zerstört und der Rechner stürzt ohne ersichtlichen Grund ab.“

WORAN ERKENNT MAN HITZEPROBLEME?

Bei Schreibtisch-Computern wird bei den meisten Geräten die Temperaturentwicklung auf der Hauptplatine ständig überprüft. Mit einem akustischen Signal – zumeist ein lauter Piepton – wird der Anwender auf die Gefahr einer Überhitzung hingewiesen. Fährt der Computer dann nicht selbst runter, sollte man ihn von Hand ausschalten. So sollte man auch vorgehen, wenn es zu unerklärlichen Abstürzen (Arbeitsspeicher) kommt. Das gilt auch für Laptops, die auf Grund der starken Miniaturisierung der Bauteile noch mehr mit thermischen Problemen zu kämpfen haben.

WELCHE BESONDERHEITEN GIBT ES BEI SCHREIBTISCH-PCs?

Zwar verfügen die Schreibtisch-PCs zumeist über hinreichend große Lüfter vor allem für den Prozessor, doch leider wird häufig aus Kostengründen auf teure geräuschreduzierende Kühlelemente verzichtet. Wer auch im Sommer in Ruhe an seinem Hochleistungs-Computer arbeiten will, sollte sich im Fachhandel über Lüfteralternativen beraten lassen, die es bereits ab 20 Euro zu kaufen gibt. Auch beim Einbau sollte man auf fachkundliche Unterstützung bauen. Zum einen müssen Prozessor und Lüfter genau aufeinander abgestimmt sein. Zum anderen reicht schon eine leichte Verkantung beim Einbau aus, um den Prozessor zu beschädigen. Der beste Prozessorlüfter hilft aber nur wenig, wenn er unzureichend mit Frischluft versorgt wird. Wird die erwärmte Luft nicht möglichst schnell aus dem PC-Gehäuse abgezogen, kommt es zum Hitzestau. Darum ist es besonders wichtig, den Computer so unterzubringen, dass die Gehäuserückseite nicht zugebaut ist. Oftmals helfen auch Zusatzlüfter, die innen an der Computerrückseite angebracht werden. Auch hier gilt: Unerfahrene Nutzer sollten den Einbau von einer Werkstatt vornehmen lassen. Dabei sollte zugleich geprüft werden, ob die Festplatten so eingebaut wurden, dass auch sie effektiv gekühlt werden. Unter Umständen ist es ratsam, auch hierfür einen gesonderten Lüfter anzubringen.

WAS MUSS MAN BEI LAPTOPS UND

NOTEBOOKS BEACHTEN?

Immer mehr Leistung auf immer kleinerem Platz, so lautet die Devise bei Laptops und Notebooks. Verstärkt wird das Hitzeproblem durch die besondere Bauart der Mobilrechner. Nur die Unterseite und die schmale Rückseite steht für die Luftzirkulation zur Verfügung. Als „Schoßrechner“ sind sie kaum noch zu gebrauchen, da dies den Luftstrom genauso stört, als liege das Gerät auf dem Bett, dem Sofa oder einer anderen weichen Unterlage. Dies gilt besonders für jene Laptops, die viel Leistung für wenig Geld versprechen. Denn darin befinden sich häufig nicht die für den Einsatz in tragbaren Computern optimierten Mobilchips, sondern ganz normale Prozessoren für Schreibtisch-Computer – allerdings ohne den großen Lüfter. Wie wichtig die richtige Kühlung ist, zeigt nochmals der Blick auf das Strato-Rechenzentrum. Damit die Geräte dort bei Temperaturen von 18 bis 20 Grad zuverlässig im 24-Stunden-Betrieb arbeiten können, gehen im Jahresdurchschnitt 30 Prozent der Stromkosten in die Kühlung. „Und im Sommer steigt dieser Wert sogar auf 40 Prozent“, so Wienholtz.

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