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LESEN UND GELESEN WERDEN: Zukunft mit Bob Dylan: Der Relaunch von „Literaturen“

Sieht man von der etwas missglückten Covergestaltung ab, ist der „Literaturen“-Redaktion ein Relaunch gelungen, der diesen Namen verdient.

Die Frage ist dann natürlich doch: Verkauft sich ein Heft mit so einem Cover auch am Kiosk? Ein eher sehr kleines Foto des jungen Bob Dylan ziert die neueste Ausgabe der Zeitschrift „Literaturen“ nach ihrem Relaunch, und nicht ganz schlau wird man aus der im Vergleich dazu sehr groß geratenen weißen Zehn, die links daneben prangt: Das zehnte Heft in diesem Jahr? Zehn für Oktober? Oder gar 10 Jahre „Literaturen“?

Man weiß das nicht. Zumal der „Literaturen“-Relaunch ja nicht nur Entlassungen mit sich gebracht hat (siehe Tsp. vom 1.9. und 3.9.), sondern auch die Umstellung auf eine neue Erscheinungsweise. Statt zehn Ausgaben gibt es von „Literaturen“ nur noch sechs im Jahr, im Editorial wie üblich nach vorn verkauft als „klarere Auswahl“, als stärkere Hervorhebung von Büchern und Themen, „um Ihnen als Lesern das Wesentliche bieten zu können“. Das dürfte bei der Größe des Buchmarkts noch schwerer werden als vorher, und wie in Zukunft dann groß auf dem Cover gezählt wird – nach Zahl der Ausgaben oder den Monaten, in denen sie erscheinen? – muss sich ebenfalls zeigen.

Sieht man nun einmal von der etwas missglückten Covergestaltung ab, ist der „Literaturen“-Redaktion jedoch tatsächlich ein Relaunch gelungen, der diesen Namen verdient. Optisch ist das Heft zumindest dort, wo sich inhaltlich viel verändert hat, klarer, aufgeräumter geworden. Und dass Literatur auch anders als über Buchbesprechungen vermittelt werden kann, scheint nun oberste Priorität zu haben. Nach der Hälfte des Heftes erst beginnen die (dann allerdings mitunter sehr unübersichtlich gestalteten) Rezensionen. Davor kommen neben der Bob-Dylan-Titelgeschichte diverse Rubriken, die „entdecken“, „schreiben“ und „handeln“ heißen, insbesondere eine längere Bildstrecke, ein langes Gespräch (zwischen Ingo Schulze und Christoph Hein), der Text eines Schriftstellers (vom aktuellen Büchnerpreisträger Walter Kappacher) und ein Porträt der Schriftstellerin Emmanuelle Pagano. Dazu gesellen sich ein Gedicht, das Roger Willemsen ausgewählt und kommentiert hat, Kolumnen von Jochen Schmidt oder Terézia Mora, ein Prominenten-Fragebogen undundund. Für manche Rubrik braucht es etwas Anlauf, bis sie sich erschließt, das meiste davon will man jedoch sofort lesen.

Die Zeitschrift „Literaturen“, die ja schon vorher eine nicht üble, gut gemachte war, ist vielleicht noch ein paar Ticks besser geworden – und trotz der unschönen Begleiterscheinungen des Relaunchs wäre es nur begrüßenswert, würde aus ihr eines Tages ein richtiger Verkaufsschlager werden und sie dem Markt erhalten bleiben. Gerrit Bartels

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