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Medien: „Lolle wird mir immer ähnlicher“

Felicitas Woll über die Kult-Serie „Berlin, Berlin“ – die neue Staffel beginnt heute

In „Berlin, Berlin“ spielen Sie ein Mädchen, das vom Dorf in die Stadt kommt, um dort Comiczeichnerin zu werden. Sie selbst sind aus der Provinz nach Köln gezogen, jetzt sind sie oft in Berlin. Wie viel von Ihnen selbst steckt in Lolle?

Ich bin ernster als Lolle und ruhe stärker in mir. Wenn ich mit einer Situation nicht gleich klarkomme, bleibe ich erst mal ruhig und schaue, wo es lang geht. Ich entfache nicht gleich tausend Explosionen in mir, ich bin ein bisschen gefestigter. Auch bei Beziehungen schaue ich stärker geradeaus als Lolle. Sie weiß, wohin sie will oder was sie machen möchte, kommt aber noch nicht auf den Punkt. Sie muss erst einmal durch diese ganzen Gefühlssachen durch. Das ist ganz schön viel für sie: Liebe, große Stadt und Job suchen.

Sie sind ja ziemlich drin in der Rolle.

Ich lebe sie jeden Tag. Mit der Zeit bin ich Lolle immer ähnlicher geworden, und sie mir auch.

Können Sie Einfluss nehmen, wenn Sie meinen, Lolle müsste sich anders verhalten, als es im Drehbuch steht?

Auf jeden Fall. Wenn ich meine, das würde Lolle jetzt weicher sagen oder anders. Aber das Drehbuch ist meistens perfekt auf Lolle, Sven und Hart zugeschrieben, so dass wir nur selten sagen müssen: Da stimmt jetzt was nicht. Ich kann mich fallen lassen und mich nur aufs Spiel konzentrieren, ohne sagen zu müssen: Das ist nicht Lolle, wie ich sie fühle.

Sie werden morgens um 7 Uhr abgeholt und drehen oft bis 20 Uhr. Bleibt da noch Zeit, um Freundschaften zu pflegen?

Nein, leider nicht. Ich hab aber das Glück, dass meine Freunde gerne nach Berlin kommen und bei mir übernachten. Sie schauen sich die Stadt an und kommen mit an den Set. Ich kann abends nicht mehr telefonieren, weil ich den ganzen Tag über sehr viel spreche, keine Kraft mehr habe und die Stunden zähle, die ich noch für mich habe. Ich komme um sieben oder acht nach Hause, habe eine Stunde für mich, in der ich vielleicht fernsehe oder Musik höre, dann muss ich noch zwei Stunden für den nächsten Drehtag lernen, so dass sechs, sieben Stunden für Schlaf übrig bleiben. Aber ich habe dann Energieressourcen, von denen ich gar nichts wusste. Am Anfang, das weiß ich noch, war mein Heimweh groß. Mittlerweile bin ich gerne in Berlin und nehme meinen Beruf ganz anders wahr als vor fünf Jahren, als ich angefangen habe. Ich bin jetzt wesentlich sicherer. Meine Freunde und meine Familie stehen hinter mir und geben mir genügend Kraft, um da durch zu gehen.

Genießen Sie den Ruhm?

In den vergangenen Monaten, als die Serie „Berlin, Berlin“ nicht lief, konnte ich normal einkaufen und ins Café gehen.

Vergessen die Zuschauer so schnell?

Das liegt vor allem an meinen kurzen Haaren. Die Leute schauen mich an und denken: Das Gesicht kenne ich irgendwoher. Es ist schön, wenn das so wechselt und es auch mal ruhiger ist. Aber jetzt wird’s wieder mehr.

Stört Sie das?

Natürlich beeinträchtigt mich das, weil ich nicht mehr normal ins Café oder ins Kino gehen kann. Man gibt sich gleich ganz anders, wenn man beobachtet wird. Aber ich find’s schön, wenn mich die Leute erkennen. Wenn ich das mal nicht möchte, dann bleib ich halt zu Hause.

Hätten Sie auch in Soaps wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ gespielt?

Als ich bei der Fernsehserie „Die Camper“ anfing, stand das im Raum. Aber ich wollte einen anderen Weg gehen. Ich hab kleine Nebenrollen angenommen und erst einmal gelernt. Daily Soap ist der Hammer, ist Rekordarbeit. Ich wollte mir die Schauspielerei langsam aneignen.

Was macht eine gute Rolle aus?

Unheimlich viel Herz, unheimlich viel Charakter. Ich möchte das darstellen können, was das Schicksal eines Lebens ist: Verzweiflung oder Traurigkeit oder Liebe.

Was ist denn für Sie ein konsequenter nächster Schritt?

Ich bin absolut keine Planerin, lasse alles auf mich zukommen. Ich würde aber gern in ein paar Jahren am Theater spielen. Im Moment bin ich am Wendepunkt. Ich habe den Deutschen Fernsehpreis bekommen und konnte mir sagen: Du bist Schauspielerin, begreif das! In den ersten Jahren habe ich das nicht realisiert. Wenn die Leute mich fragten, was ich mache, antwortete ich: Ich bin Studentin.

Das Gespräch führte Antje Schmitz.

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