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Medien: Männer und Morde

Katja Flints zweiter Fall als Hobbydetektivin

„Ich warte immer auf etwas. Darauf, dass der Winter zu Ende geht. Darauf, dass ein neuer Mann auftaucht. Auf eine Fortsetzung von Bonnie & Clyde…“ Franziska Luginsland (Katja Flint) sitzt in der Straßenbahn und sinniert. Es ist Winter in München. Ihr gegenüber sitzt ein Mann und liest „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“. Und schon erwacht Fräulein Franziskas Gespür für Männer, und sie folgt dem Unbekannten durch den Englischen Garten. Pech nur, dass da gerade ein Sargwagen plus Polizeiaufgebot durchs Gelände fährt. Und Tote und Polizisten interessieren Franziska noch mehr als schöne unbekannte junge Männer…

Es beginnt Fall zwei für die Münchner Hobbydetektivin, die schon in „21 Liebesbriefe“ 2004 halb zufällig ermittelte. Diesmal ist es eine Kundin, die spätnachmittags noch in Franziskas Kosmetikstudio aufgetaucht war, voller Erwartung, voller Lebensfreude. Zwei Tage später fischt man sie tot aus der Isar, und Franziska Luginsland mag nicht an Selbstmord glauben. Und nimmt gemeinsam mit der desillusionierten Lisa (grandios überdreht: Sunnyi Melles) und ihrem bodenständig-gutmütigen Bruder Max (August Schmölzer) die Ermittlungen auf.

Doch Nina Grosses (Buch und Regie) intelligenter, auf hohem Niveau unterhaltsamer Fernsehfilm „Franziskas Gespür für Männer“ ist nur oberflächlich ein Fernsehkrimi, und auch Franziska Luginsland nur nebenberuflich eine Detektivin. Das große Thema, das im Raum steht, ist Einsamkeit, und sie nagt an allen Beteiligten, gibt dem Film einen düster dröhnenden Unterton, der ihn weit über Krimi-Unterhaltung hinaushebt.

Katja Flint gibt dieser Franziska bei aller Selbstironie, die in inneren Monologen immer wieder aufblitzt, auch eine Härte, eine schmallippige Einsamkeit, die sie nur zu glaubhaft erscheinen lassen, wenn sie sich in der Selbsthilfegruppe vorstellt mit: „Mein Name ist Franziska. Ich lebe schon sehr lange allein“. Willkommen im Universum der verlassenen Männer und geschiedenen Frauen, der zynischen Witwer und betrogenen Freundinnen, das Nina Grosse voller Sympathie und ohne Sentimentalität ausmalt.

Aber egal wie der Fall ausgeht: was die Protagonisten am Ende erwartet, ist nicht das große Glück, bestenfalls etwas Trost unter Freunden. Vielleicht aber ist das schon viel. Nicht alles, aber zumindest das Zweitbeste.

„Franziskas Gespür für Männer“; ZDF, 20 Uhr 15

Christina Tilmann

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