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Medien: Mal was Erfreuliches

VORSICHT! WERBUNG Es kommt nicht oft vor, dass ich eine Zeitschrift aufschlage und mich über eine Anzeige freue.

VORSICHT! WERBUNG

Es kommt nicht oft vor, dass ich eine Zeitschrift aufschlage und mich über eine Anzeige freue. In der „Spiegel“-Ausgabe 19 aber gibt es auf Seite 213 einen Grund zur Freude. Ein kugeliger Bilderbuch-Grieche sitzt in seinem Kafenion am typischen Plastiktisch und schaut selbstzufrieden in die andere Richtung. Dazu steht als Text das griechische Sprichwort: „Glücklich leben die Zikaden, denn sie haben stumme Frauen.“ Das Ganze ist eine Anzeige für den Anisbranntwein Ouzo 12, der als kleine Flasche unten im Bild steht. Leider wurde das Flaschen-Etikett noch einmal groß auf das Foto geklatscht.

Der Fachmann nennt so etwas Branding. Es steht im deutlichen Gegensatz zu einem seltenen Vorzug der Anzeige: Jeder mittelmäßige Werbeleiter hätte dem dicken Griechen ein Ouzo-Glas in die Hand gedrückt, auf dass er auch schön reklametrinkt. Spiridon oder wie er heißt hat hingegen einen teerigen Mokka vor sich auf dem Tisch. Somit wirkt die Stimmung, die er vermitteln soll, absolut authentisch.

Das trifft auch auf zwei weitere Ouzo 12-Anzeigen zu: Ein Pope, ebenfalls mit Mokka, lässt gedankenverloren die Stunden vergehen: „Götter haben die Zeit geschaffen. Von Eile haben sie nichts gesagt.“ Und ein Esel, vollgepackt mit Körben, findet diese reichlich lästig: „Arbeit ist ein Geschenk, das man am besten anderen macht.“

Wie gelungen diese Anzeigen sind, macht der spanische Brandy Veterano in der gleichen „Spiegel“-Ausgabe deutlich: Typ mit nacktem Oberkörper tanzt mit barfüßiger Partnerin Flamenco für Arme. Dazu steht der Spruch: „Tauchen Sie ein in das spanische Lebensgefühl.“ Würde mit griechischem Lebensgefühl auch auf den Ouzo-Dicken passen – und schmecken wie unten aus dem Esel. Reinhard Siemes

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