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Medien: Medienförderung I

Euro-Millionen sollen Berichterstattung über EU-Themen beleben

Während die Europäische Union im letzten Jahrzehnt zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, sieht es mit den dahinter stehenden Strukturen ganz anders aus: EU- Parlament, Europäische Kommission, Ministerrat – sie alle spielen in der öffentlichen Wahrnehmung der Mitgliedsländer kaum eine Rolle. Die EU, so fasste es Joschka Fischer jüngst zusammen, gelte „als eine bürokratische Veranstaltung einer seelen- und gesichtslosen Eurokratie in Brüssel und bestenfalls als langweilig, schlimmstenfalls aber als gefährlich“. Aufregend oder gar sexy finden die meisten Medienschaffenden sie dementsprechend nicht.

Das zeigen auch die Zahlen: Die Europaberichterstattung kam im Februar gerade einmal auf 3,6 Prozent aller Meldungen, wie das Medienanalyse-Institut Medien Tenor gerade ermittelt hat. Und damit lag sie sogar noch über dem mageren Januarwert von 2,2 Prozent.

Europa-Quote von 3,6 Prozent

Geht es nach der Europäischen Kommission, soll sich das nun ändern. Zwei Drittel der EU-Bürger wählen laut aktuellen Umfragen Fernsehen und Rundfunk als ihre bevorzugten Informationsquellen über europäische Angelegenheiten. Davon will die Brüsseler Behörde nun „optimalen Gebrauch“ machen. Die Kommission hat 16,5 Millionen Euro für Radio- und TV-Programme ausgeschrieben, die zu einer besseren Wahrnehmung der EU beitragen sollen. Produzenten und Sender aus allen Mitgliedsländern wurden aufgerufen, Programmvorschläge einzureichen, die sich entweder mit der EU-Erweiterung, der Zukunft der EU oder allgemeinen Informationen über Europa befassen.

Jahrzehntelang galt die Brüsseler Behörde als Inbegriff technokratisch-elitären Regierens. Der Versuch, nun im Rahmen einer offensiveren Informationspolitik „ein größtmögliches Publikum“ zu erreichen, ist auf die Erkenntnis zurückzuführen, dass an einer informierten EU-Öffentlichkeit kein Weg vorbeiführt. Das fängt schon bei der EU-Verfassung an: Sobald die Differenzen über den Konventsentwurf aus dem Weg geräumt sind, werden die Bürger in über einem halben Dutzend Ländern in Referenden abstimmen. Das Problem: Nur knapp ein Viertel der EU- Bürger, so eine wenige Woche alte EU-Umfrage, fühlt sich bei diesem Thema „gut informiert“. Ein Informationsdefizit begleitet auch die bevorstehende Erweiterung der Union. Nur 24 Prozent gaben im vergangenen Jahr an, darüber gut oder sehr gut im Bilde zu sein. Der Bedarf für die Kommissions-Initiative scheint also da.

Öffentlich-rechtliches Engagement

In Deutschland haben sich vor allem die Öffentlich-Rechtlichen erfolgreich an der Ausschreibung beteiligt, darunter die Deutsche Welle, der Bayerische Rundfunk, das ZDF, der SWR und der Hessische Rundfunk. Beim SWR, der für seine Magazine „Auslandsreporter“, „Euro.land“ und „ARD- Europamagazin“ eine Serie über die EU-Erweiterung entwickelt und dafür von der Kommission 185 762 Euro zugesprochen bekommen hat, freut man sich über die „bisher nicht da gewesene Informationsoffensive der EU, bei der wir gerne mitmachen“. „Wir hätten das Projekt aber ohnehin gemacht“, so Redaktionsleiter Johannes Georg Müller.

Bernd Küsters, der beim Hessischen Rundfunk für eine Doku-Serie zum Thema „Aufbruch ins neue Europa“ verantwortlich ist, betont, dass die Unterstützung (im Falle des Hessischen Rundfunks 171 750 Euro) keinerlei inhaltliche Einflussnahme bedeute. „Sonst hätten wir das auch nicht gemacht.“ Dieses potenziell heiklen Punktes ist man sich auch in Brüssel bewusst. Selbstverständlich fordere man „keine Propaganda“, sondern wolle lediglich die Medien „dazu ermuntern, über Europa zu berichten“, heißt es aus Kommissionskreisen. Jetzt muss nur noch das „größtmögliche Publikum“, das die Kommission erreichen will, mitspielen und einschalten.

Leonard Novy

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