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Medien: Medienrepublik (64)

Matthias Kalle über „Bild“Geschenke und Kai „Weihnachts“-Diekmann Und es ereilte sie eine frohe Botschaft, und über das Leben eines jeden Menschen brach das Glück und die Freude herein – was will man denn eigentlich noch mehr zu Weihnachten verlangen, zum Fest der Liebe? „Nächstes Jahr geht’s endlich aufwärts!

Matthias Kalle über „Bild“Geschenke und Kai „Weihnachts“-Diekmann

Und es ereilte sie eine frohe Botschaft, und über das Leben eines jeden Menschen brach das Glück und die Freude herein – was will man denn eigentlich noch mehr zu Weihnachten verlangen, zum Fest der Liebe?

„Nächstes Jahr geht’s endlich aufwärts!“ verriet die „Bild“-Zeitung am Heiligen Abend auf der Titelseite. Da denkt man ja als Leser erstmal „Donnerwetter, was die bei ,Bild‘ alles wissen!“ Die bei „Bild“ wissen aber noch viel mehr. Sie wissen vor allem etwas über das Gute und das Schöne. Deshalb machten die bei „Bild“ aus der Ausgabe vom 24. Dezember „ein Geschenk“ (Kai „Weihnachts“-Diekmann, Chef von denen bei „Bild“) für die Leser: es standen nur gute Nachrichten im Blatt. Was aber ist „Bild“ sonst? Eine Zumutung? Ein Ärgernis? Eine Sauerei? Bild dir deine Meinung.

Das „Geschenk“ kostete dann aber trotzdem noch 40 Cent – etwas zu viel für die Meldung, dass Franz Beckenbauer gerne noch einmal Vater werden würde oder dass die Tage wieder länger werden? Nicht doch! Wo aber blieb die Meldung, dass es im Sommer wärmer ist als im Winter? Will man doch auch wissen.

Ansonsten will man ja zu Weihnachten nicht viel; Besinnlich sein, der Schrecken und das Leid der Welt, sie sollen für ein paar Tage aufhören, dem Gefühl zuliebe. Aber die Welt steht nicht still, Journalisten arbeiten für gewöhnlich auch an den Feiertagen und am zweiten Weihnachtsfeiertag musste auch Eva Hermann arbeiten, doch auch sie konnte Erfreuliches berichten. Die Sprecherin der „Tagesschau“ vermeldete den 50. Geburtstag ihres Arbeitgebers und Hermann tat dies, wie es sich für diese Nachrichtensendung gehört: unaufgeregt und nüchtern. Die Deutschen aber, die vor dem Fernseher zuschauten, hätten sich gewünscht, dass in diesem Moment, kurz vor viertel nach acht, plötzlich Jens Riewa, Jan Hofer, Laura Dünnwald und all die anderen Sprecher aus der blauen Kulisse treten, in den Händen Champagnerflaschen und auf den Köpfen lustige Hüte und als Höhepunkt hätte Jens Riewa vor zehn Millionen Zuschauern sagen müssen, dass bei der „Tagesschau“ das beste Arbeitsklima herrscht, das er jemals hatte und dass die Kollegen gleich noch feiern werden wie Granaten. Das wäre ja auch eine gute Nachricht gewesen und hätte am nächsten Tag in der „Bild“ gestanden.

Stattdessen stand da: „Böser Streit verdirbt Tagesschau-Jubiläum“. Was war passiert? Susan Stahnke, die auch einmal Nachrichten vorlesen durfte, wirft ihrer Ex-Chefin Dagmar Berghoff vor, dass diese sie „zerstören“ wollte. Falls das tatsächlich stimmt, muss man sagen: Hat geklappt. Und noch was meldete „Bild“ am Freitag: „2003 wird die Zahl der Arbeitslosen im Jahresschnitt… steigen.“ Aber aufwärts geht’s trotzdem, gell Kai Diekmann? Ach, na ja: Geschenkt!

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