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Dies Israelin Bar Refaeli startete ihre Modelshow mit schwacher Zuschauerresonanz.

© dpa

"Million Dollar Shootingstar": Unterirdische Quoten für neue Castingshow auf Sat.1

Mehr nackte Haut, aber keine klare Kante: Am Mittwochabend startete Sat.1 die Castingshow "Millionen Dollar Shootingstar". Doch für eine gute Unterhaltungsshow bräuchte es stutenbissigere Kandidatinnen oder Juroren. Bei den Zuschauern fiel die Show durch.

Nach dem Casting kommt die Competition. Und auf GNTM und DPM reagiert nun Sat 1 mit MDSS: "Million Dollar Shootingstar" setzt die Riege der Pro-7-Dauerschleife "Germany's Next Topmodel" und des Vox-Versuchs "Das perfekte Model" - nach einer Staffel abgesetzt - fort.

Ohne klares Profil, dafür als schwammiges Potpourri aller Potente-Talente-Shows, die in diesem Jahr schon flimmerten. Mit scripted Zoff, Höhenangst und jungfräulichem Schamgefühl. Mit mehr Busen, ein paar Blessuren und ein bisschen Blut. Laut Zahlen des Mediendienstes "kress" sahen nur 930.000 Zuschauer die Sendung an, das waren gerade mal 3,1 Prozent des Publikums.

"Besondere Shootings, Locations und ganz schwierige thematische Bedingungen" versprach der Trailer. Ein mit zehn Profi-Models, einem Super-Model und einer Million Dollar ausstaffierter Fernseh-Fotowettbewerb in Israel, Island, Simbabwe, Grönland und wo es sonst noch extrem heiß, kalt, nass, hoch oder knallhart sein kann. Die neuen zehn Mädchen tingeln wie die "The Voice of Germany"-Kandidaten schon durchs Biz. Sie vermarkten ihre Vita zum Beispiel so: "Ich bin eher der kommerzielle Typ". Oder präziser: "viel Wäsche und Hochzeiten".

Alena (23) und Anja (28) über Professionalität: "Ein Model ohne Buch, das gibt es für mich nicht." Gemeint ist keine Wartelektüre, sondern die Setcard. Im Sat-1-Format sollen sie liefern statt laufen lernen, Posen anbieten statt Personality, arbeiten eben. Bewertet wird das vom israelischen Victoria's Secret-Model Bar Rafaeli, von Modelsendungenmoderator Peyman Amin und Fotograf Oliver Gast.

Vom Sender werden die drei Jury genannt, sie müssen aber nicht noch zusätzlich als Coaches kämpfen wie ihre Pendants bei "The Voice" oder "Das perfekte Model". Rafaeli gibt trotzdem Tipps, Amin verbal schlicht zu viel. Er steigert sich zwischen den Werbeunterbrechungen von "Es ist so schade, dass ihr Gesicht ein Hindernis ist" bis zu "Du bist mit 'ner Hackfresse angekommen, aber du willst uns imponieren, Amy, und nicht irgendwelchen Bauarbeitern." Das sage er Amy (20) so drastisch, setzt Amin im Intervieweinspieler hinzu, um sie zu animieren. Einer anderen leiert Peyman hinterher, "that was not the yellow from the egg", später übersetzt er sich selbst: "I'm gonna fail - ich fall' gleich um".

Die Rollenverteilung: ist bemüht eindeutig, bis in die Kandidatinnen-Untertitelung. Kuschel-Prinzip à la Nena: wird hier nicht gefahren. Und der Battle? Wo ist denn der Battle? Oberhalb der Gürtellinie. Schon beim ersten Fotofight: Brüste, volle Breitseite. "Wenn sie rausflutschen, flutschen sie eben raus", sagt Fotograf Gast. In der zweiten "Challenge" gibt es für die Mädchenoberkörper sogenannte Nippelpads. Deren Haltbarkeit: ist begrenzt.

Am Ende der ersten Sendung sind noch acht Models übrig. Man sieht sie zwischendurch sogar von Weitem kollektiv Salat essen. Auch von oben. Und von links, von weiter rechts und von ganz nah. Wohl fühlen sollen sie sich und comfortable, da ist sich die Jury zwischendurch einig. Da will man sich kurz netter absetzen von der Klumschen Konkurrenz.

Auf mutig macht die Show jedoch nur mit der ältesten Kandidatin Nina (30), die an Lori Petty im Film "Tank Girl" erinnert. Nina sagt, das erste ihrer vielen Tattoos habe sie sich mit dem Bruder im Alter von 12 Jahren selbst gestochen, heute gehe sie auch mal blau zum Job. Und Fotograf Gast sucht zwischen Ninas Rippen und Sixpack ihr Weibliches.

Für eine Unterhaltungsshow hätten mehr Outtakes viel früher kommen müssen, für einen biestigen Battle bräuchte es stutenbissigere Kandidatinnen oder Juroren und vom Cast wird hier gar nichts erst gezeigt. "Million Dollar Shootingstar" hat zwar mehr nackte Haut, aber keine klare Kante, keine Mädchen-vom-Lande-Identifikationsflächen und vermutlich keine große Zielgruppe.

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