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Medien: Mit Helden und Trompeten Arte zeigt ein Dokudrama über die Nibelungen

Ein Germanist im Rotwildgehege mag zunächst befremdlich wirken – doch Alfred Ebenbauer wählt damit nur einen plastischen Weg, um zu erklären, dass die Bezeichnung „Cherusker“ womöglich vom germanischen Ausdruck für Hirsch abstammt. Andere Wissenschaftler müssen dagegen versonnen an Bücherregalen entlangschlendern, ehe sie ihr Wissen vor der Kamera kundtun dürfen.

Ein Germanist im Rotwildgehege mag zunächst befremdlich wirken – doch Alfred Ebenbauer wählt damit nur einen plastischen Weg, um zu erklären, dass die Bezeichnung „Cherusker“ womöglich vom germanischen Ausdruck für Hirsch abstammt. Andere Wissenschaftler müssen dagegen versonnen an Bücherregalen entlangschlendern, ehe sie ihr Wissen vor der Kamera kundtun dürfen. Doch ob nun Natur oder Büro – all die Experten können das zweiteilige Dokudrama „Der Schatz der Nibelungen“ auch nicht retten, das sich auf die Suche nach dem historischen Vorbild für Drachentöter Siegfried und dem Rheingold begibt und heute auf Arte läuft.

„Wer ist er gewesen, der Schöne, der Starke – Siegfried, der deutscheste aller Helden?“, raunt die Kommentarstimme aus dem Off, unterlegt mit wuchtiger Musik. Die Pauken und Trompeten kennen keine Pause, werden bestenfalls mal etwas leiser gedreht. Statisten führen jede Menge römischer und germanischer Kostüme spazieren. Teilweise erinnert diese MDR-Produktion in ihrem dröhnenden Getue an „Galileo Mystery“ von Pro 7, auch wenn die Autoren Jürgen Stumpfhaus und André Meier ernsthaft und seriös nach der Wahrheit hinter den jahrhundertealten Legenden fragen. Originell ist immerhin die Idee, bei den Spielszenen auf den 1924 uraufgeführten Stummfilm „Die Nibelungen“ von Altmeister Fritz Lang zurückzugreifen. Doch der Erkenntnisgewinn bleibt überschaubar.

Für die These, dass sich in der Siegfried-Figur die Geschichte von Arminius widerspiegelt, werden den Zuschauern einige Hinweise und Spekulationen aufgetischt. Der Drache wäre demnach die damals so überlegene römische Armee, die von Arminius, einem in Rom aufgewachsenen Germanen und Offizier, in den Hinterhalt im Teutoburger Wald gelockt worden war. Und der Nibelungenschatz bestünde – neben Arminius’ eigenen Reichtümern – aus der erbeuteten Kriegskasse des Generals Varus. Gut so, die Kraft der Nibelungensage liegt ohnehin im Fantastischen.Thomas Gehringer

„Der Schatz der Nibelungen“,

Arte, 20 Uhr 45

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