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Medien: Monopol, Oligopol, Googlepol

Richtiges Finden im Internet: Wie groß ist die Macht der Suchmaschinen?

Es ist das Paradoxon des 21. Jahrhunderts: Das Internet ist das dezentrale Medium schlechthin. So viele unterschiedliche Informationen hat es nie zuvor nebeneinander und zeitgleich, national und international gegeben. Zugleich verringert sich die Zahl der Wege ständig, die zum geballten Informationsspeicher des Webs führen. Die Suchseiten der vier US-Unternehmen Google, MSN, Yahoo und AOL brachten es im Dezember 2005 in Deutschland zusammen auf 94 Prozent Marktanteil, wobei allein auf Google 67 Prozent entfielen, ergab eine Erhebung von Nielsen Netratings.

Doch ist die Marktmacht, die Google nicht zuletzt durch Werbeangebote passend zur Suchanfrage erobert hat, gleichzusetzen mit Meinungsmacht? Und wenn ja, wie wird sie erfasst und kontrolliert? Diesen Fragen ging am Dienstag die Friedrich-Ebert-Stiftung nach, die in Berlin eine Konferenz zum Thema „Die wachsende Macht der Suchmaschinen im Internet: Auswirkungen auf User, Medienpolitik und Medienbusiness“ veranstaltete.

„Die Dominanz von Google wird von der Politik durchaus kritisch gesehen“, sagte Grietje Bettin, medienpolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion. Allerdings dürften die Interventionsmöglichkeiten der Politik bei internationalen Medienunternehmen wie Google nicht überbewertet werden. Wichtig sei es darauf zu achten, dass das Internet auch künftig der direkteste Weg zu Informationen bleibt. An die Suchmaschinenbetreiber richtete Bettin den Appell, transparenter zu arbeiten, nicht zuletzt beim Thema Datenschutz. Zudem sprach sich die Grünen-Politikerin für die Einrichtung einer Beschwerdestelle für Anbieter kommerzieller Internetseiten aus. Für ein Unternehmen könne es ruinös sein, nicht im Internet gefunden zu werden.

Vor allem auf freiwillige Selbstverpflichtung und eine „weiche Regulierung ohne Sanktionen“ setzt Norbert Schneider, Direktor der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt. Erst einmal komme es darauf an, die Macht der Suchmaschinen sichtbar zu machen. Für die meisten Menschen seien die Produkte und Prozesse der Suchmaschinenbetreiber nicht nachvollziehbar, diese partielle Dunkelheit gelte es aufzuhellen.

Allzu stark ist diese Dunkelheit in Deutschland freilich nicht: Alle großen Suchmaschinen-Anbieter haben sich dazu verpflichtet, jugendgefährdende, rassistische oder gewaltverherrlichenden Inhalte auszublenden. „Wir sind stolz darauf, dass wir es auch technisch geschafft haben, die Liste der beanstandeten Begriffe der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien umsetzen zu können“, sagte Volker Gläser von Yahoo Deutschland. Und auch für Rachel Whetstone von Google ist es selbstverständlich, dass sich die Suchmaschine im Rahmen der jeweils geltenden Gesetze bewegt. Andere Zugeständnisse will sie jedoch nicht machen. Unisono wird von Google bei diesem Thema immer darauf verwiesen, dass man nach einem rein mathematischen Algorithmus arbeite. Es könne nicht Aufgabe einer Suchmaschine sein, nach ethischen Kriterien zu filtern. „Es gibt immer etwas, was dem einen gefällt und dem anderen nicht“, so Whetstone. Oberstes Ziel sei es, den Nutzern möglichst viele und möglichst relevante Informationen anzubieten. Denn auch darauf weist Google-Frau Whetstone hin: „Die Konkurrenz ist im Internet immer nur einen Mausklick entfernt.“

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