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Mehr Sachthemen. In der „Berliner Runde“ diskutierten die Chefredakteure von ARD und ZDF mit Parteispitzen vor über zehn Millionen Zuschauern. CSU-Spitzenkandidat Herrmann (Dritter von l.) übte dabei heftige Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern.

© ARD-Hauptstadtstudio/Axel Berger

Nach dem AfD-Wahlerfolg: ARD und ZDF wehren sich gegen heftige Kritik

Tragen die öffentlich-rechtlichen Sender eine Mitschuld am AfD-Wahlergebnis? ARD und ZDF reagieren auf die starke Kritik.

Seltene Defensive bei der „Berliner Runde“, dem Wahl-Talk am Sonntagabend: Die Gastgeber, ARD-Chefredakteur Rainald Becker und ZDF-Chef Peter Frey, wurden von CSU-Spitzenkandidat Joachim Herrmann wegen der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender während des Bundestagswahlkampfes attackiert. ARD und ZDF hätten eine Mitschuld am AfD-Wahlergebnis.

Darüber werde noch zu diskutieren sein, in welchem Ausmaß die beiden öffentlich-rechtlichen Sender in den letzten Wochen massiv dazu beigetragen haben, die AfD eben nicht klein, sondern groß zu machen. Mit derlei Kritik steht Herrmann nicht allein. In der Wahlkampf-Schlussrunde hatte FDP-Chef Lindner moniert, dass in Talkshows jede AfD-Äußerung diskutiert werde – statt die Partei nach ihren Inhalten zu fragen. ARD und ZDF hätten der AfD und ihren Themen zu viel Bühne geboten.

Der Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Universität Mainz erklärte das überraschend schlechte Abschneiden der Union auch mit dem TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz drei Wochen vor der Wahl. „Seit diesem Duell wurde sehr viel über Flüchtlinge geredet, das hat die Tonlage und die Themenlage für die Zielgerade zum Wahltag gesetzt. Das Ergebnis davon haben wir am Sonntag gesehen“, sagte Faas dem epd.

Das wollen die Sender so nicht auf sich sitzen lassen. „Das ZDF weist die pauschale Kritik an der Wahlberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender zurück“, sagte ein ZDF-Sprecher am Montag dem Tagesspiegel. „Die Informationssendungen des ZDF haben im Wahlkampf über alle relevanten Ereignisse, Akteure und Entwicklungen berichtet. Dabei wurden insbesondere die im Bundestag vertretenen Parteien, aber auch diejenigen Parteien, die nach den Umfragen erstmals oder erneut eine Chance auf einen Einzug in das Parlament hatten, nach dem Grundsatz der abgestuften Chancengleichheit berücksichtigt.“

Was machen die Neulinge im Parlament?

Es sei Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen, politische Diskussionen in Deutschland abzubilden. Dazu gehöre auch, die Positionen der in 13 Landtagen vertretenen AfD zu reflektieren.

Am Ende war also nicht nur das Wahlergebnis bemerkenswert, sondern auch die TV-Debatte. Und die Reaktionen darauf. „Die Kritik, wir hätten die AfD groß gemacht, weisen wir entschieden zurück“, sagt ARD-Chefredakteur Rainald Becker. „Wir haben die von den Parteien selbst in den Vordergrund gerückten Themen in den vergangenen Wochen abgebildet, kritisch hinterfragt und zur Diskussion gestellt. Den Wahlkampf führen immer noch die Parteien und nicht das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Wir machen keine Partei groß oder klein.“ Die Kritik am Ergebnis für die AfD müssten sich die Parteien selbst gefallen lassen und nicht im Nachhinein an die Journalisten von ARD und ZDF weiterreichen.

Der DJV-Vorsitzende Frank Überall wies indes am Montag darauf hin, dass sich an der professionellen Haltung der Journalisten auch gegenüber dieser Partei nichts ändern werde, selbst wenn die AfD in den Bundestag einziehe: „Die Mediennutzer wollen wissen, was die Neulinge im Parlament machen. Darüber berichten wir Journalisten unabhängig und kritisch.“ Er hoffe, dass die AfD, auch alle anderen Parteien, Auskunftsansprüche der Journalisten respektierten.

Die Irritation, wie mit der AfD medial angemessen umzugehen ist, bleibt.

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