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Claus Jacobi. Foto: dpa

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Nachruf: Weites Spektrum

Vom „Spiegel“ zu Springer: Der Publizist Claus Jacobi ist gestorben.

Die Liste seiner Karrierestationen liest sich beeindruckend, auch deshalb, weil Claus Jacobi bei den mächtigen Printverlagen seiner Geburtsstadt Hamburg in publizistisch führender Position gearbeitet hat. Der Sohn eines Kaufmanns begann 1946 als Volontär, Redakteur, politischer Korrespondent des „Spiegels“ in Bonn und Washington, von 1962 bis 1968 führte er das Magazin als Chefredakteur gemeinsam mit Johannes K. Engel.

In der „Spiegel“-Affäre 1962 wurde Jacobi als Chefredakteur des Nachrichtenmagazins festgenommen und ebenso wie sechs weitere „Spiegel“-Journalisten – darunter Vizechefredakteur Conrad Ahlers und Herausgeber Rudolf Augstein – in Untersuchungshaft gesteckt. „Die Polizisten suchten nach Beweisen dafür, dass in einer im ,Spiegel’ gedruckten Geschichte (,Bedingt abwehrbereit’) Staatsgeheimnisse verraten worden waren, in deren Besitz wir durch Bestechung gelangt sein sollten“, erinnerte sich Jacobi später in einem „Bild“-Artikel. „Das Beunruhigende an der Situation war, dass ich sie nur bedingt beurteilen konnte. Ich wusste nicht, ob in dem Artikel tatsächlich Staatsgeheimnisse standen. Aber ich war mir sicher, dass mein Freund Conny Ahlers, der den Bericht geschrieben hatte, sehr gründlich gearbeitet hatte. Das hat sich später bestätigt“, so Jacobi weiter.

17 Tage verbrachte Jacobi hinter Gittern, Augstein war sogar 103 Tage in Haft. Die Affäre kostete später Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU) sein Amt und gilt als Meilenstein deutscher Pressegeschichte. Unter Jacobis Ägide wurde die „Spiegel“-Auflage auf eine Million Exemplare mehr als verdoppelt.

Nach kurzem Gastspiel beim „Stern“ wechselte Jacobi vom linksliberalen zum konservativen Spektrum – er ging zum Springer-Verlag. 1970 fing er bei der „Welt am Sonntag“ an. 1973 kam er zur Chefredaktion der „Wirtschaftswoche“. Von dort aus ging er 1974 erneut zu Springer, wo er an der Redaktionsspitze von „Welt“ und „Welt am Sonntag“ stand. Auch die „Bild“ prägte er als Redaktionsdirektor mit, bis zu seinem Tod schrieb er für die Zeitung die Kolumne „Mein Tagebuch“. Der Publizist veröffentlichte mehrere Bücher, darunter eine Biographie über VerlagsgründerAxel Springer.

In der Nacht zum Samstag ist Claus Jacobi mit 86 Jahren gestorben. jbh

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