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© ddp

NDR-Talkshow: "Ein Durchlauferhitzer“

Hubertus Meyer-Burckhardt will nicht anders, er macht wieder eine Talkshow.

Herr Meyer-Burckhardt, was bewegt Sie zu Ihrem Comeback in der NDR-Talkshow?

Ich hatte nach sechs Jahren Konzern-Arbeit, erst bei Axel Springer, dann bei der ProSiebenSat1 Media AG, einfach wieder ziemlich große Lust, in mein altes Leben zurückzukehren, das sich aber in erster Linie durch meine Arbeit als Produzent definiert. Als ich zusammen mit Richard Reitinger die Nachfolge von Katharina Trebitsch bei der Filmklasse an der Hamburg Media School antrat, blieb nur eine dritte Facette offen. Nun, und dann kam der NDR und fragte mich, ob ich wieder Lust hätte.

Wird sich am Konzept der Sendung etwas ändern?

Haben wir überhaupt noch nicht besprochen. Aber ich will es nicht ausschließen.

Würden Sie sich eine bestimmte Änderung wünschen?

Ich fände es schön, wenn das Studio dunkler, gewissermaßen intimer wäre. Die Anzahl der Gäste haben wir damals schon diskutiert, und diesen Kampf wird es wohl wieder geben. Alida Gundlach und ich wollten weniger Gäste, doch die Redaktion hat dagegengehalten, es wäre kurzweiliger mit mehr Gästen. Denn eine überschaubare Runde setzt voraus, dass jeder Gast wirklich etwas zu erzählen hat. Und wir wissen aus Erfahrung, dass das leider nicht immer so funktioniert.

Wird denn weiterhin brav einer nach dem anderen abgefragt, oder geht es vielleicht ein bisschen wilder kreuz und quer?

Erst mal müssen wir eine Reihenfolge festlegen. Wie wollen Sie sonst eine Kameraregie machen. Wir haben aber schon damals versucht, die Leute zu verflechten und zu verbinden. Das gelingt mal schlechter und mal besser. Ich finde, eine Talkshow anzusehen, ist, als ob Sie abends zu sich nach Hause acht Leute einladen, die sich bei Ihnen erst kennenlernen. Da können Sie furchtbar auf die Nase fallen oder einen Abend haben, der morgens um vier erst endet. Dieses Risiko ist das Salz in der Suppe.

Gibt es Gäste, über die Sie sich besonders freuen würden?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diejenigen, auf die ich früher besonders gespannt war, dann gar nicht so die Spannenden waren. Ich finde ein paar Leute aufgrund ihrer Vita besonders interessant, zum Beispiel Westernhagen oder Jil Sander, Wiedeking von Porsche, Telekom-Chef René Obermann.

Talkshows scheinen im Lauf der Jahre immer langweiliger zu werden.

Es ist eine wettbewerbsorientierte Zeit. Viele Leute quält die kollektive Urangst, sie könnten sich lächerlich machen. Daher geben sie sich vorsichtig. Im Vergleich zu Amerika, Italien oder Frankreich pflegen wir noch dazu stilistisch eine eher reduzierte Kommunikation.

Gab es Gäste, die Sie besonders beeindrucken konnten?

Nicht wirklich. Dazu ist eine Talkshow zu sehr Durchlauferhitzer. Jedes Mal acht Leute in 160 Sendungen, das waren 1200 Gäste in etwa. Beeindruckt haben mich da eher Menschen, die nicht so prominent waren. Zum Beispiel zwei Brüder, Freeclimber und Buddhisten, die wahnsinnig schön erzählt haben, warum sie das machen. Eine Aussage war, dass sie immer enttäuscht sind, wenn sie auf dem Gipfel ankommen, weil der Weg das Ziel ist.

Sie moderieren erstmals mit Barbara Schöneberger.

Ich habe mich über die Konstellation sehr gefreut, weil ich Frau Schöneberger als Mensch und als Profi wirklich über die Maßen schätze. Ich habe eigentlich gedacht, nach Alida gibt es keine zweite Frau, mit der mir das Spaß macht. Aber Alida muss jetzt sehr tapfer sein.

Hatten Sie Einfluss auf die Auswahl Ihrer Mitstreiterin?

Sagen wir’s mal so: Ich hatte eine gewisse Möglichkeit, meine Vorschläge zu machen, und Barbara Schöneberger stand ganz oben auf der Liste. Tatsächlich hätte ich es nicht gemacht, wenn der NDR eine zweite Person ausgesucht hätte, bei der ich sagen würde: Respektiere ich, ist aber nicht meine Welt.

Und Sie haben keine Angst, gelegentlich durch die starke Präsenz ihrer Komoderatorin in deren Schatten zu geraten?

Nein, vor Frau Schöneberger habe ich keine Angst. Glücklicherweise bin ich befreit von Ängsten. Sollte man mit 50 auch sein.

Das Interview führte Ina Freiwald.

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