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Tietjen und Herman

© dpa

NDR: Tietjen ohne Herman

Wer wird Nachfolger von Eva Herman? Nach dem Rauswurf der TV-Moderatorin sucht der NDR einen neuen Co-Moderator für die Talkshow - und einen neuen Namen.

Tietjen führte mit Herman einmal monatlich am Freitagabend durch die gleichnamige Talk-Show "Herman und Tietjen" im NDR-Fernsehen. Ein NDR-Sprecher zeigte sich zuversichtlich, "dass eine rasche Lösung gefunden wird". Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" sollte Steffen Hallaschka die Co-Moderation an diesem Freitag übernehmen. Der Sender bestätigte diese Personalie nicht.

Auch für den Titel der Talkshow werden sich die Programmmacher einen neuen Namen einfallen lassen müssen. Im Wechsel mit der "NDR Talk Show" aus Hamburg und "III nach Neun" aus Bremen war das Frauen-Duo ein Mal monatlich am Freitagabend live aus Hannover zu sehen. NDR-Fernsehdirektor Volker Herres will die Besetzung der beiden Talkformate aus Hamburg und Hannover "komplett neu überdenken", denn Moderator Jörg Pilawa hört mit seinem Einsatz bei der "NDR Talk Show" spätestens im kommenden Jahr auf. Auch seine Partnerin Julia Westlake will nach Presseberichten aufhören und durch das "Kulturjournal" im NDR führen.

Zu dem Bruch mit Herman führten deren Äußerungen über die Familienpolitik der NS-Zeit, die sie bei der Vorstellung ihres neuen Buches in der vergangenen Woche gemacht hatte. Dabei äußerte sich die frühere "Tagesschau"-Sprecherin, Mutter eines Sohnes und in vierter Ehe verheiratet, unglücklichden über den Umgang der Nationalsozialisten mit der Familie. Talkpartnerin Tietjen distanzierte sich ausdrücklich von den Äußerungen Hermans.

Verlag nimmt Stellung

Der Pendo-Verlag bedauerte heute "zutiefst die Missverständnisse, die sich im Anschluss an eine Pressekonferenz ergaben", in der Herman in Berlin ihr Buch "Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen" vorstellte. "Nie ist es die Absicht des Verlags oder der Autorin gewesen, in irgendeiner Weise die Ideologie des Nazi-Regimes zu verharmlosen oder sogar gutzuheißen", teilte Pendo mit. "Im Gegenteil: Ausdrücklich stellen wir fest, dass wir gegen Rassismus, Rechtsradikalismus und jede Art der Diskriminierung Stellung beziehen."

Der NDR hielt Hermans schriftstellerische Tätigkeit nun nicht mehr für vereinbar mit ihrer Rolle als Fernsehmoderatorin und beendete die Zusammenarbeit mit der langjährigen freien Mitarbeiterin. Seit August 2006, nach der Publikation des "Eva-Prinzips" über den Sinn der Emanzipation, ruhte bereits Hermans Tätigkeit bei der "Tagesschau". Damals hatten ihre Angriffe auf den Femininismus und Karrieremütter eine Debatte ausgelöst.

Auch die jüngsten Äußerungen wurden vehement kritisiert. "Mit Nazi-Romantik höhere Verkaufszahlen erzielen zu wollen, darf in einer demokratischen Gesellschaft nicht zum Erfolg führen", teilte die stellvertretende Landesvorsitzende der FDP Hamburg und Vorstandsmitglied der Liberalen Frauen, Sylvia Canel, mit. Für den Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) hat sich laut netzeitung.de die Autorin "nur darum gekümmert", die Auflage ihrer Bücher in die Höhe zu treiben. Die NDR-Entscheidung sei überfällig gewesen, meinte Kahrs. (mit dpa)

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