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Medien: Neue Schwarzseher-Debatte

Premiere-Verschlüsselung offenbar umgangen

Der Bezahlsender Premiere muss sich zwei Jahre nach der Einführung des Verschlüsselungssystems Nagravision erneut mit dem Problem der Schwarzseher beschäftigen. Nach Berichten in einschlägigen Internetforen ist es Hackern gelungen, auch das neue System auszuhebeln, berichtet Jurran Nico von der Fachzeitschrift „c’t“. Allerdings seien die Angaben in den Foren sehr vage, zudem lägen bislang keine Beweise vor, schränkt Nico ein.

Bei Premiere wird der Vorfall ernst genommen. Derzeit arbeite das Unternehmen an einer technischen Bewertung, sagte Sprecher Dirk Heerdegen auf Anfrage. Nach einer ersten Einschätzung stelle der Angriff aber keine materielle Bedrohung dar. „Premiere ist vorbereitet. Wir können gegebenenfalls juristische und technische Gegenmaßnahmen ergreifen“, erklärte der Sprecher.

Den Berichten im Internet zufolge kommen bei den Angriffen leere Smartcards für rund 100 Euro zum Einsatz, die mit einer geknackten Version des Verschlüsselungsverfahrens bestückt werden. Dazu Heerdegen: „Das Hacken von Smartcards ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Das gilt für Programmierer, Händler und Endabnehmer.“

Das Schweizer Softwarehaus Kudelski, das Nagravision unter anderem für Premiere bereitstellt, räumte am Mittwoch ein, dass „bei einer sehr begrenzten Zahl von Chips“ das System umgangen wurde. Der Hackerangriff habe aber noch nicht das Volumen erreicht, das Gegenmaßnahmen erforderlich mache, sagte der Vorstandsvorsitzende Andre Kudelski dem Finanzdienst Dow Jones.

„Premiere muss jetzt alles unternehmen, um diese Diskussion schnell zu beenden“, sagt Jurran Nico. Kein börsennotiertes Unternehmen kann sich ein solches Problem über längere Zeit leisten. Der Kurs der Aktie schwächte sich am Mittwoch leicht ab. Der Experte erwartet, dass Premiere versuchen wird, mit Hilfe des Strafrechts gegen die Hacker vorzugehen. „Ultima Ratio aber ist der Austausch sämtlicher Karten. Das ist jedoch umständlich und bedeutet einen erheblichen Ansehensverlust“, so Nico.

Bis zur Ablösung des alten Verschlüsselungsverfahrens Betacrypt durch das jetzt gültige Nagravision hatte Premiere mit einem massiven Schwarzseher-Problem zu kämpfen. Premiere-Chef Georg Kofler hatte Nagravision bei seiner Einführung als „einbruchssicheres Panzerglasverfahren“ bezeichnet. „Nach wie vor gibt es aber unter den Satelliten-Freaks eine Gruppe von Menschen, die immer an einem Mehr an Programmen interessiert ist, als man auf legalem Wege empfangen kann“, sagt Nico.

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