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Medien: Nicht richtig komisch

Das Privatfernsehen muss am Programm sparen

Anke Engelke ist schon komisch: Da erhält sie einen GrimmePreis in Gold, immerhin den laut Eigenwerbung „deutschen TV-Oscar“, und dann schwänzt sie einfach die Preisverleihung am 21. März und setzt sich ins Flugzeug. Andererseits, wer wäre nicht lieber in Hollywood statt in Marl? In Los Angeles wird sie zwei Tage später bei der Oscar-Verleihung für Pro 7 die Filmstars interviewen.

Aber für den Grimme-Preis sprach schon immer weniger der äußere Glanz als die Substanz des Inhaltes. Und die konnte sich im Fernseh-Jahr 2002 durchaus sehen lassen: Besonders Fernsehfilme und Dokumentationen beeindruckten die Jurys. Und bei den TV-Movies überzeugten vor allem die schauspielerischen Leistungen – ein Axel Prahl oder eine Nina Hoss stehen für feines Darsteller-Fernsehen.

Zieht man vom unterhaltenden Fernsehen die fiktionalen Produkte ab, dann offenbart sich die notorische Schwäche der Unterhaltung bei den übrigen Formaten. Da ist in Wahrheit kein Superstar in Sicht; schließlich kann man nicht in jedem Jahr Harald Schmidt oder Günther Jauch auszeichnen. RTL wird immerhin noch in Gestalt der Produzentin Christiane Ruff belobigt, die für Comedy-Formate wie „Nikola“ einen Grimme-Preis-Spezial erhält. Neben ihr hält allein Fußball-Kommentator Marcel Reif (Premiere) das Fähnchen des Privatfernsehens hoch. Klar ist, dass die Wirtschaftsflaute die Risikobereitschaft des über Werbung finanzierten Privatfernsehens stark einschränkt.

Ansonsten triumphiert Öffentlich- Rechtliches. „Das Fernsehen ist mittlerweile die größte Stütze, wenn nicht der Garant für die deutsche Doku-Filmkultur“, behauptete Grimme-Chef Bernd Gäbler gestern in Köln. Und diese Stütze ermöglicht eine bemerkenswerte Formenvielfalt: Von William Karels Satire „Kubrick, Nixon & der Mann im Mond“ (Arte) bis zum Enthüllungsjournalismus der WDR-Produktion „Gipfelstürmer“. tgr

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