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Medien: Öffentlich-rechtliche Gehälter: Armer Hauptstädter, reicher Rheinländer

Klaus Wowereit hat am Montag 150 Mark verdient. So viel Aufwandsentschädigung bekommt jedes der alten und neuen Mitglieder im Rundfunkrat des Senders Freies Berlin (SFB) - vorausgesetzt, das Mitglied nimmt an einer Sitzung teil.

Klaus Wowereit hat am Montag 150 Mark verdient. So viel Aufwandsentschädigung bekommt jedes der alten und neuen Mitglieder im Rundfunkrat des Senders Freies Berlin (SFB) - vorausgesetzt, das Mitglied nimmt an einer Sitzung teil. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus wird am "Sitzungsgeld" weniger interessiert sein als an Macht und Einfluss. Im Rundfunkrat des SFB sind keine Reichtümer zu "ersitzen". Auch die Vorsitzende, Marianne Brinckmeier (SPD), bekommt je Teilnahme nur 200 Mark, genauso so viel wie die Vorsitzenden von Verwaltungsrat (Hartmann Kleiner, Unternehmensverbände) und Programmausschuss (Jürgen Grimming, Journalisten-Verband). Die Stellvertretung wird mit 175 Mark abgegolten. Wer fleißig war, kam 2000 bei 24 Sitzungen - Ausschuss und Rundfunkrat - auf 3600 Mark.

Generell behandeln die Gremien der ARD-Anstalten diese Aufwandsentschädigungen als großes Geheimnis. Ihre Autonomie nutzen sie weidlich aus; was sie nehmen, was sie geben, das wird in eigener Vollkommenheit festgesetzt und den Sendern in Rechnung gestellt. Nur wenige Pressestellen dürfen - nach Rücksprache mit den Gremienbüros - Auskunft erteilen.

Der Mitteldeutsche Rundfunk sieht sich nach den Worten von Sprecherin Susan E. Knoll "im Mittelfeld der Sender", was die Aufwandsentschädigung angeht. Je Monat je Mitglied gibt es 1023 Mark, für Vorsitzende ein paar Hunderter mehr. Pro Sitzung werden 80 Mark bezahlt, ferner werden Reisekosten erstattet. Als Faustregel für ARD-Gremien darf gelten: je größer eine Anstalt, desto höher die pauschale Entschädigung. Je geringer die Entschädigung, desto höher das Sitzungsgeld. Je höher das Sitzungsgeld, desto mehr Sitzungen (siehe SFB).

Der Westdeutsche Rundfunk in Köln ist die größte ARD-Anstalt. Annette Metzinger von der WDR-Pressestelle teilte auf Anfrage schriftlich mit: "Die Mitglieder des Rundfunkrats erhalten für ihre Tätigkeit eine monatliche Aufwandsentschädigung, die der monatlichen Entschädigung der Mitglieder des Landtages von Nordrhein-Westfalen entspricht." Für die ordentlichen Mitglieder seien das 20 Prozent, bei Mitgliedschaft in einem oder mehreren Ausschüssen 25 Prozent. Nach Informationen des Landtages bekommt ein Abgeordneter in Düsseldorf 9053 Mark an Grunddiäten im Monat. Macht für den WDR-Rundfunkrat: 1810,60 Mark, respektive 2263,25 Mark. Je Sitzung werden 30 Mark bezahlt - minus Verköstigungs-Aufwand. Den Ersatz der Reisekosten regelt die WDR-Reisekostenverordnung.

Das ZDF agiert bei der Aufwandsentschädigung für Fernsehrat und Verwaltungsrat über dem ARD-Durchschnitt. Sprecher Walter Kehr nannte für den Fernsehrat folgende Staffelung: 1000 Mark je Monat je Mitglied, 1500 je Ausschussvorsitz, 2000 für den Fernsehratsvorsitz. Beim Verwaltungsrat gelten folgende Sätze: 1500/2250/3000 Mark. Zum Grundbetrag addieren sich 100 Mark je Sitzungstag sowie die Reise- und Hotelkosten. Grundsätzlich tagt der Fernsehrat vier, der Verwaltungsrat acht Mal im Jahr. Aus ZDF-Sicht erfreulich: der Gesamtaufwand für die Gremien ist seit 1992 gesunken. Für 2001 sind 2,21 Millionen im Haushalt veranschlagt.

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