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Zum einjährigen Jubiläum hat sich Peter Hahne (links) mit Samuel Koch getroffen. Der 23-Jährige war in der ZDF-Show „Wetten, dass..?“ so schwer gestürzt, dass er seitdem querschnittsgelähmt ist.

© ZDF

Peter Hahne: "Der Idealfall ist bei mir eingetreten"

Sonntag, 13 Uhr 03, ZDF: Peter Hahne hat nach einem Jahr Erfolg mit "Peter Hahne". Im Interview nennt er Gründe.

Herr Hahne, heute ist Jubiläum: ein Jahr „Peter Hahne“. Wahnsinn, oder?

Wahnsinn, dass wir überhaupt ein ganzes Jahr durchgehalten haben oder Wahnsinn, dass wir so erfolgreich sind? Ich bin zufrieden. Aber nicht selbstzufrieden. Verbessern kann man sich immer. Aber ich muss zugeben: Ich hätte nie gedacht, dass wir einen solchen Lauf haben würden. Wenn sonntags um 13 Uhr regelmäßig eine gute Million Menschen einschaltet, um uns zu sehen, dann ist das schon was. In der Spitze hatten wir bis zu zwei Millionen Zuschauer. Und das auch, wenn auf RTL Formel 1 läuft.

Haben Sie eine Erklärung für Ihren Erfolg?

Wir sind eben einzigartig. Oder etwas bescheidener: Wir heben uns deutlich von anderen ab. Durch die Zeit, zu der wir senden. Durch die Zusammenstellung der Gäste. Und dadurch, dass wir auf Publikum im Studio verzichten. Unsere Gäste wissen, dass sie bei uns in Ruhe ausreden können. Das kommt gut an. Wenn mir einer wie Joachim Gauck sagt, er hätte noch nie so viel loswerden können wie bei mir, dann freut mich das sehr.

Jetzt hätten Sie, bescheiden wie Sie sind, fast etwas vergessen: sich selbst.

Ich gebe der Sendung den Namen. Aber ich bin doch nicht alleine. Hinter mir steht ein Team, ohne das ich nichts wäre. Ich freue mich, dass es uns immer wieder gelingt, Themen zu finden, die die Leute wirklich interessieren und die Aufreger sind. Und Gäste zu haben, die kompetent und ungewöhnlich für eine Gesprächssendung sind. Warum zum 1000. Mal Alice Schwarzer, wenn es so viele interessante Frauen gibt, die allerdings nicht ganz so bekannt sind?

Haben Sie von Anfang gewusst, dass die Sendung ein Erfolg werden würde?

Nein, sonst wäre ich ja Prophet. Das Risiko war groß. Aber wir hatten das Glück, mit vielen Themen die Ersten zu sein. Wir hatten des Öfteren den richtigen Riecher. Sei es beim Thema Kinderlärm oder bei den Benzinpreisen oder oder. Das hat uns richtig gute Quoten gebracht. Manche waren richtig überrascht davon, was der Kuschel-Hahne da auf die Beine stellt. Das macht schon Spaß.

Und der Kritiker gab es viele.

Und? Ich sende seit dem ersten Tag fröhlich vor mich hin. Das konnte ich auch, weil es keine Quotenvorgabe gab. Normalerweise braucht man drei Jahre, um zu einer Marke zu werden. Wir haben das nach nur einem Jahr geschafft. Wenn mir das einer vor einem Jahr gesagt hätte, ich hätte es ihm nicht geglaubt.

Der Zuschauer des ZDF geht im Schnitt auf die 70 zu. Wahrscheinlich sehen Ihnen am Sonntag alle Altersheime zu.

Um 13 Uhr wird in Deutschlands Altersheimen Mittagsschlaf gehalten, die können es also nicht sein. Im Übrigen: Alte sind auch Menschen. Wir sind weder eine Alten-Sendung noch dem Jugendwahn verfallen. Wenn bei mir ein Daniel Küblböck im Studio sitzt, dann passt das schon. Wenn das Thema stimmt.

Und wer bestimmt das Thema?

Im weitesten Sinne der Zuschauer. Ich verstehe mich als Diener des Zuschauers. Diener heißt jetzt aber nicht „nach dem Munde reden“. Diener heißt, das, was Menschen bewegt oder bewegen soll, in einer Art und Weise rüberzubringen, dass es ankommt. Denn sollten die Zuschauer in Massen abschalten, dann würden wir etwas falsch machen.

Trotz des Erfolgs, bei Ihnen tauchen relativ wenige Politiker auf. Ist das so gewollt?

Politiker kriegen Sie heute kaum noch in ein Fernsehstudio. Schon gar nicht, wenn sie dann eine halbe Stunde lang konzentriert Rede und Antwort stehen müssen. Man könnte meinen, die haben Angst davor. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und versuchen, möglichst interessante Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu bekommen. Und die sind in aller Regel keine Politiker. Die Zuschauer wollen Leute aus der Praxis. Und keine Sprechblasenabsonderer.

Ist es schwer, interessante Gäste zu bekommen?

Wir sind nach diesem einen Jahr schon so bekannt, dass ich, wenn ich irgendwo anrufe, nicht mehr viel erklären muss. Die meisten Menschen sagen mir, ich weiß, wer Sie sind, Ich sehe Ihre Sendung. Sie sind der mit dem Brandenburger Tor.

Was wollen Sie erreichen?

Den Aufreger der Woche zu haben kann nie schaden. Mir geht es aber im Kern darum zu behandeln, was die Leute tatsächlich betrifft, nicht, was sie betroffen machen soll. Das Private mit dem Politischen zu verbinden, das interessiert mich besonders. Wenn ein Gregor Gysi nachdenklich wird, wenn es um das Thema Krankheit und Politik geht, dann habe ich mein Ziel erreicht. Das ist nicht knallharter Polittalk, das ist wahr. Aber den will ich auch gar nicht.

Hat Ihr Talk auch Sie selbst verändert?

Nicht wirklich, glaube ich. Ich bin der Hahne, der ich immer war. Aber ich hätte mir noch vor wenigen Jahren nicht vorstellen können, mit einem punkigen Lehrer oder einer wie Ingrid van Bergen im Studio zu sitzen.

Und umgekehrt.

Richtig. Sie glauben gar nicht, wer mir plötzlich alles sagt, wie sympathisch ich doch im Grunde sei und ja gar nicht der harte Knochen, für den mich viele offensichtlich halten. Ich bin in der Tat in neue Themen eingetaucht und komme mit Welten in Berührung, mit denen ich früher nicht in Berührung gekommen wäre. 13 Jahre als Aufsager vor dem Kanzleramt waren genug. Jetzt habe ich das Gefühl, das zusammenläuft, was zusammenlaufen soll. Im Idealfall darf man machen, was einem Spaß macht. Dieser Idealfall ist bei mir eingetreten.

Herr Hahne, Sie haben sicher alle Ihre Gäste ganz furchtbar lieb. Wer darf trotzdem nicht wiederkommen?

Ich habe garantiert nicht alle lieb. Aber mir fällt tatsächlich niemand ein. Es gab Leute, bei denen die Quote nicht ganz so gut war. Da würde ich vielleicht ein bisschen länger nachdenken, ehe ich sie wieder einladen würde.

Das Interview führten Thomas Eckert und Joachim Huber.

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