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Medien: Pionier, Prinzessin, Politiker

3-D unterm Weihnachtsbaum: Die interessantesten Computerspiele kommen (fast) ohne Gewalt aus

Noch nie zuvor haben die Deutschen für Musik, Hörbücher, vor allem aber Videos, Spiele und Software soviel Geld ausgegeben wie 2006. Der Umsatzzuwachs von 20 Prozent auf 120 Millionen Euro, den der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitcom) meldet, dürfte in diesen Tagen noch ausgebaut werden. Geschenke-Tipps für Kurzentschlossene – weitestgehend baller- und gewaltfrei.

FÜR VÄTER

Der Colt und die Eisenbahn, wenn man an die Besiedlung von Amerikas Westen denkt, fallen einem diese beiden Dinge ein. Um Colts geht es in diesem völlig gewaltfreien Spiel nicht, um die Eisenbahn umso mehr. Sie entscheidet in „Sid Meier’s Railroads“ , wohin der Aufschwung kommt. Der Spieler kann teilhaben am amerikanischen Pioniergefühl, genauso an der Begeisterung der Modelleisenbahnfreunde. Der Anfang am PC ist schnell gemacht: Ein Güterbahnhof in der Stadt, eine Bahnstrecke zum nächsten Ort, eine Lok mit Post- und Güterwaggon, schon steigt man ein ins Bahngeschäft. Denn darum geht es, um Geschäfte und Profite. Um den Brückenbau oder Tunnelarbeiten kümmert sich die Software. Dass der Aktienkurs des Unternehmens steigt und man nicht zum Opfer einer feindlichen Übernahme durch den Computer oder einen der echten Gegner (entweder im internen Netz oder über Internet) wird, dafür ist der Spieler selbst verantwortlich. Das Spiel benötigt einen Windows-XP-PC der neuesten Generation mit viel Arbeitsspeicher und schneller Grafikkarte. Preis: ab 30 Euro, keine Altersbeschränkung.sag

FÜR SPÜRNASEN

Wieder einmal ist es mit der Ruhe in der Baker Street 221B zu Ende, Sherlock Holmes kann mit Assistent Doktor Watson den nächsten Fall lösen. Ein junger Maori ist verschwunden. Kein Einzelfall, auch andere junge Ausländer verschwinden, allerdings hinterlassen sie Spuren, auf deren Fährte sich der Meisterdetektiv setzen kann. „Sherlock Holmes: Die Spur der Erwachten“ : Optisch ist dieses Abenteuer unübertrefflich detailliert und stimmungsvoll. Der Spieler bewegt sich in einer 3-D-Welt, rennt über Londoner Kopfsteinpflaster. Die Steuerung ist auch für Anfänger kein Problem. Um das Verbrechen aufzuklären, befragen Holmes und Watson über 60 Personen an den unterschiedlichsten Orten. Überall muss der Spieler darauf achten, kleinste Hinweise und Spuren zu finden. Sherlock Holmes ermittelt nur auf Windows-2000/XP- Rechnern, mit der richtigen 3-D-Hardware (ab 2 Gigahertz, 512 MB RAM und Grafikkarte mit 128 MB). Preis: 31 Euro, ab zwölf Jahren. sag

FÜR LIEBHABER EINER INSEL

Wie in den beiden Vorgängern der erfolgreichsten deutschen Computerspielserie wird in „Anno 1701“ , erstmals in 3-D-Grafik, eine Inselwelt besiedelt. Während sich der Spieler mit ausgefeilten Produktionsketten um das Wohl der Pioniere, Siedler und Aristokraten kümmert, machen ihm Computergegner und Piraten zu schaffen. Nebenbei erledigt er Aufträge für den fliegenden Händler, sucht nach Schätzen oder zieht in den Krieg. Grafisch ist das Strategiespiel ein Leckerbissen. So werden Betriebe vom Bäcker bis zur Eisenschmiede mit detaillieren Animationen dargestellt, Naturkatastrophen aufwendig in Szene gesetzt. Eine Neuerung ist der Mehrspielermodus, in dem man mit Freunden um die Wette siedelt. Die Hardware-Anforderungen sind happig: eine Zwei-GHz-CPU und 1 Gigabyte Arbeitsspeicher, sowie eine 256-MB-Grafikkarte. Preis: 38 Euro, ab sechs Jahren. küs

FÜR KÖNIGE

Was Schachcomputer leisten, zeigte neulich das Match „Deep Fritz“ gegen Weltmeister Kramnik. Nachahmer, Amateure und Profis können sich an der Version „Fritz 10“ von Chessbase ausprobieren, dem populärsten deutschen Schachprogramm. Einige Features wie die 3-D-Darstellung wurden verbessert, nicht alle sind nötig. Wem der Rechner zu stark ist, der kann online gegen Gleichgesinnte auf der ganzen Welt spielen oder mit Großmeistern trainieren.Voraussetzungen: Pentium 300 MHz, 64 MB RAM, Windows 2000, XP, DVD-ROM Laufwerk, Windows-Media Player9. Empfohlen: Pentium IV. Preis: 49,99 Euro (nach zwölf Monaten 29 Euro Jahresgebühr für weiteren Zugang auf den Schachserver), keine Altersangabe. meh

FÜR ROMANTIKER

Die Zeit der Kreuzzüge ist das Thema von „Medieval II“ . Als Feldherr plant der Spieler seine Züge auf einer Strategiekarte des mittelalterlichen Europas und des Mittleren Ostens nach Art des Brettspiels „Risiko“. Dabei verschiebt er nicht nur Armeen, sondern auch Spezialeinheiten, die gegen andere Völker eingesetzt werden können. Die Zweckheirat einer Prinzessin verhilft zu neuen Allianzen. Das Herzstück des Spiels sind die beeindruckenden Schlachten. Riesige Armeen mit bis zu zehntausend Infanteristen, Reitern und Bogenschützen werden zum Angriff auf gewaltige Burgen geführt. Dabei spielen Höhenunterschiede im Gelände ebenso eine Rolle wie das Wetter oder die Moral der Truppen. Die grafisch spektakulären Schlachten benötigen mindestens einen Zwei-GHz-PC, ein Gigabyte Arbeitsspeicher und eine 256-MB-Grafikkarte. Preis: 45 Euro, ab zwölf Jahren. küs

FÜR KLEINE SCHUMACHERS

Im Rennspiel “Race” wird in der World Touring Car Championship (WTCC) gefahren. Dabei darf der Spieler nicht nur eine fernsehreife Präsentation des Renngeschehens bestaunen. Der Realismus verlangt, vor jedem Rennen auch die Mühen eines langen Qualifyings durchzustehen, die zehn offiziellen Strecken auch nachts bei Regenwetter zu umkurven oder mit dem Fahrverhalten des Autos bei ramponierter Radaufhängung klarzukommen. Drei Schwierigkeitsgrade begrenzen die zuschaltbaren Fahrhilfen. Im Mehrspielermodus geht es mit bis zu 26 Spielern auf die Strecke. Ein Highend-PC ist ein Muss: Unter 3 Ghz läuft das Spiel auch bei geringer Auflösung nur ruckelig, Voraussetzung sind außerdem ein Gigabyte Arbeitsspeicher und eine 256 MB-Grafikkarte. Preis: rund 45 Euro. küs

FÜR EINEN NEUEN GERHARD SCHRÖDER

Zum Schluss ein kostenloses Spiel aus dem Internet: Bei „Power of Politics“ können ganz normale Leute Bundeskanzler werden. Politikwissenschaftler Peter Merschitz hat ein Spiel entworfen, bei dem Spieler einer Politikerkarriere nacheifern sollen. Der Bundeskanzler in spe tritt auf Bezirksebene in die Politik ein und hat die Möglichkeit, über diverse Termine an seinem Wissen und an seiner öffentlichen Anerkennung zu arbeiten. Ist der Einzug ins Parlament geschafft, wird über Koalitionen verhandelt und eine Regierung gebildet. Das Spiel wurde für den Deutschen Entwicklerpreis in der Kategorie „Bestes deutsches Browsergame“ nominiert. Im Internet unter: www.powerofpolitics.com. mac

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